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Thema: Canon FD 1.2/85mm L - Blendenfunktion wieder herstellen/reparieren

  1. #1
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Standard Canon FD 1.2/85mm L - Blendenfunktion wieder herstellen/reparieren

    Vor dem Umbau eines Canon nFD 1.2/85mm musste bei einem Exemplar die Blende vorab wieder gangbar gemacht werden.. kein leichtes Unterfangen, wenn diese Arbeiten noch vor dem Umbau erfordern, das Objektiv komplett zu zerlegen. Trotz einiger Recherchen hab ich keine Infos darüber gefunden, wie das Objektiv zerlegt wird, um an das Blendenmodul heran zu kommen.. also war mal wieder selbst "Hand anlegen" angesagt.



    Ich schreib mir mal die Schritte auf, damit ich es selbst in der Zukunft noch wieder zusammenbekomme und auch dies im Netz mal zu finden ist:

    Objektiv komplett zerlegen


    1. Entfernen des Fokusring-Gummis

    Mittig unter dem Gummi befinden sich 3 Schrauben, mit denen der Fokusring am Helicoid befestigt ist. Diese Lösen und den Fokusring nach hinten abziehen.. (etwas energischer ziehen)

    2. Komplettentfernung des rückwärtigen Anschlussteiles (FD Mount)

    3. Blendenring abnehmen

    Hierbei ist zu beachten, dass der Rastungszylinder für die Blendenrastung nicht verloren geht. Dieser steckt wie bei allen nFD Objektiven in einem kleinen Gehäuse an der Unterseite des Blendenringes und bildet zusammen mit einer Feder ein sogenanntes "federndes Druckstück".
    Dieser Zylinder wird von der Feder im Gehäuse gegen die Rastungsmatte gedrückt, so wie wir es von den normalen Kugeln kennen.. nur das hier nicht die Feder in die Wandung des Objektivs eingelassen ist, sondern seinen vertikalen Druck vom Blendenring nach unten auf die Rastungsmatte ausübt.

    4. Unter dem Blendenring alle nun sichtbaren Schrauben entfernen (5 Stück) + eine Schraube unterhalb der Rastungsmatte. Dazu muss auch diese Matte mit 2 eigenen Schrauben gelöst werden, um an die 6. zu gelangen.

    5. Danach den Sockel für die Befestigung des Mounts abnehmen..

    Dieser Sockel verbindet den abgenommenen Mount mit dem Träger für die bewegliche optische Gruppe vor der starren Rücklinse im Mount.
    Er ist quasi Träger der inneren Elemente Optik und Blendeneinheit und bewegt sich bei der Fokussierung.

    6. 2 x 2 weitere Schrauben die dann sichtbar werden, dienen jeweils in Paaren für die Befestigung der Geradführung. Diese Abschrauben..

    7. Danach die Helicoidteile trennen. Am exakten Trennungspunkt für das Wiedereinfädeln entsprechende Markierungen anbringen und die Positionen "markern"..
    Zum Trennen den Anschlagsbegrenzer (3 Schrauben entfernen, vorher den genauen Sitz des Begrenzers mit eine Reißnadel markieren um den U-Punkt wieder korrekt zu haben)

    8. Nach der Trennung des Trägerkörpers sieht man dann die Befestigung ders vorderen Linsenpakets vor dem Blendenmodul..

    Diese dicken Gläser sind mit 3 seitlichen Schrauben seitlich gegen den Trägerkörper verschraubt.

    9. Diese 3 Schrauben lösen und diese vor unserem Blendenmodul sitzende, vordere Linsengruppe abnehmen und beiseite legen.

    10. das defekte Blendenmodul ausbauen und reinigen..

    Das Blendenmodul ist mit 3 langen Schrauben in dem Trägermodul verschraubt. Nach dem Lösen der Schrauben und dem Aushängen einer Feder läßt sich das komplette Blendenmodul aus dem Trägerkörper entfernen.

    Name:  uebeltaeter.JPG
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    11. Einlegen des Moduls in Aceton zur Entfettung und anschließenden Reinigung und Trocknung.

    So ist gewährleistet, dass die Komplette Einheit entfettet ist und keine Adhäsionskräfte durch in den Schlitzen haftendes Öl/Fett mehr wirken können.

    12. Reparatur der internen Blendenmitnehmerplatte

    Diese Blendenplatte ist durch einen, einem Seegerring ähnlichen Ring normalerweise am Korpus befestigt und gesichert. Bei dem hier vorliegenden Objektiv aber hatte sich (vermutlich durch Gewalteinwirkung) der Verriegelungsring gelöst und die eigentliche Blendenmitnehmerplatte hatte einen "verkeilten" Zustand eingenommen.
    Vermutlich ist das auch ursächlich verantwortlich dafür, dass sich die Blende schon sehr lange nicht verstellbar war und in der Offenblendposition blieb. Es wurde wohl mehrfach versucht, durch Druck die Blende zu schließen, allerdings sprang bei der Gelegenheit dann der "Seeger-Ring" aus seiner Führung und führte zum "verkeilen".. man erkannte es auch daran, dass der Hebel an der Blendenscheibe (die silberne Platte, die um die Achse angeordnet ist und die eigentliche Steuerkurve darstellt) und die Platte selbst leicht verbogen war.

    Dieser Hebel wurde wieder an die korrete Stelle gebogen und die Mitnehmerplatte (hatte ebenfalls einen kleinen "Bogen") wieder gerichtet, so das beides wieder sauber und spielfrei läuft und mit dem Seegerring gesichert.


    Soweit erstmal für heute die Schritte, die zur Wiedergangbarmachung der Blende notwendig waren.

    Das liest sich jetzt in 12 Stichpunkten alles recht easy.. aber ist schon ein 6 Stunden-Tag.. mit der Vorbereitung der Übertragung der nun wieder funktionierenden Blende auf den aussen liegenden Blendenring.

    Für diesen musste ein abgefahrenes 3-dimensionales Bauteil geschnitten und gelötet werden.. das zeige ich dann beim/im nachfolgenden Umbaubericht in der nächsten Woche.

    So sieht ein 1.2/85mm L zerlegt aus..

    Name:  zerlegt.jpg
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  3. #2
    Teilzeit-Mod. ;) Avatar von LucisPictor
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    Wow! Hast dich also doch rangewagt! Alle Achtung!
    Geändert von LucisPictor (20.07.2012 um 18:10 Uhr)
    Carsten, berufsbedingt immer mal wieder auf Forum-Pause. In grün schreibe ich als Mod.
    ​Leica, Sony, Nikon, Fuji, Olympus, Pentax, Panasonic, Canon, Sigma und viel zu viele Linsen sowie andere digitale und analoge Kameras.
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  4. #3
    optikus64
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    Hallo Henry,

    Hut ab, das war eine reife Leistung. Ich bin sehr gespannt, wie das weiter geht.

    Jörg

  5. #4
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Zitat Zitat von optikus64 Beitrag anzeigen
    Hallo Henry,

    Hut ab, das war eine reife Leistung. Ich bin sehr gespannt, wie das weiter geht.

    Jörg
    Jo, das wird lustig.. sieht aber schon wieder aus, wie ein richtiges Objektiv..

    Name:  zusammen85er.JPG
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    Links oben.. alter nFD Mount mit starrer Rücklinse, links unten der neue Adapter mit geweitetem Eintritt für die bewegliche Gruppe und in prunkvollem schwarz das neu erstrahlende Objektiv in zusammengebauten Zustand.


    Es wartet jetzt nur noch auf das Umsetzen und höhenjustieren der Rücklinse, Einbau eines Streulichttubus und Schwärzung eventuell verbliebener reflektierender Metallteile in der Konstruktion zwischen der starren Rücklinse und der beweglichen Innengruppe..
    Alles andere ist wieder gangbar und die Blendenumlenkung auf den Ring soweit vorbereitet, dass beim Zusammenbau nur noch ie entsprechende Verbindung "gebrückt wird.
    Es wurde übrigens, wie bei einigen anderen meiner Lösungen, ein innerer Ring modifiziert, wie er bei allen Canon nFD Objektiven benutzt wird. Dieser stammt aus dem Fundus von irgendeinem anderen nFD Objektiv und passt genau hinein.. die scheinen aber bei Canon immer die gleichen zu verwenden.. hab da auf jeden Fall etliche von im Fundus gehabt, mit der gleichen Größe und Beschaffenheit.



    So entfällt das fertigen irgendwelcher Drehbank-Teile.. das Ding wird in jedem nFD Objektiv, ob billig oder teuer , mitgeliefert.
    An diesem Ring wurde die entsprechende Gabel "angepasst" und befestigt. nun erfolgt nur noch die Verbindung an den Blendenring, wie hier gezeigt.

    Eigentlich die einfachste Art der Kopplung.. Teile vorhanden, dazu zwei Aderendhülsen 5mm und schon ist der Blendenring mit dem inneren Hebel verbunden..
    Hierbei werden die Aderendhülsen aufgetrennt, passend mit einer Spitzzange "kurvengeformt" und in dem Bereich, wo der Blendenhebel der innereren Blendenplatte verläuft, der Aluring etwas "dünner" gefeilt". Dann wird die Aderendhülse gestreckt, eingepasst wie beim "Juwelier" und anschließend befeilt und fertig ist die Kopplung..

    Das läuft soweit alles wieder.. aber die endgültige Kopplung mit dem Blendenring wird erst vollendet, wenn die Höhenjustage abgeschlossen ist, da beim Umbau noch mehrfach die Dinge wieder entnommen werden müssen zu Meßzwecken..

    Wichtig ist, dass man das Objektiv wieder als solches erkennt, die Funktion gegeben ist und die Geschichte ohne Kratzer oder weitere Probleme verlaufen ist. Eben nur Zeitaufwändig und schweißtreibend bei so einem teuer gehandelten Objektiv. Aber mit einer guten Rolle Pfefferminz-Bonbons kehrt die Ruhe und Gelassenheit ein..

    LG
    Henry
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  6. 2 Benutzer sagen "Danke", hinnerker :


  7. #5
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    Wow Henry,

    Hut ab, dass Du dieses schöne Objektiv wieder gangbar gemacht hast! Da sieht man einmal, welcher Aufwand das ist! Wie ist die Abbildungsqualität bei Offenblende und auf Blende 2 abgeblendet? Ich habe die kleine Variante FD 1,8/85mm (nicht L). Wie ist das 1,2-er dagegen?

    Viele Grüße,

    Waveguide

  8. #6
    Hardcore-Poster Avatar von waldbeutler
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    Hallo Henry,

    dank deines Berichts von vor knapp 10 Jahren konnte ich so ein Canon nFD 85mm 1:1.2 L Objekitv zerlegen, um zwei der Blende zugewandte, vernebelte Linsenoberflächen zu reinigen.

    Zuvor hatte ich nicht glauben wollen, dass Canon bei diesem Modell den Frontlinsensatz nicht von vorne herausschraubbar konstruiert hat, sondern dass man den ganzen Helicoid herausdrehen muss, um den Frontlinsenblock der an den Helicoid von hinten an geschraubt ist zu entfernen.


    Nur für diesen Reinigungszweck ist deine Beschreibung der Arbeitsschritte aber zu aufwändig und auch etwas gefährlich:

    Um den Helicoid heraus zu drehen, muss man die Geradführungen aber nicht lockern oder gar entfernen, wozu man das Objektiv vom Bajonett her zerlegen und die dadurch herausfallenden Stahlkugeln aus dem Springblenden-Lagerring aufsammeln müsste.
    Es reicht aus, den Entfernungseinstellring zu demontieren und den Anschlag für unendlich und 0,9 m abzuschrauben, dann kann man durch drehen des hellen Aluringes den schwarzen Helicoid heraus drehen.


    Da ich alles aber erst mal so gemacht habe, wie du beschrieben hast, musste ich die Stahlkugeln neu einsetzen, was erfolgreich nur gelingt, wenn man den Helicoid ganz bis zum mechanischen Ende eingedreht hat (dabei hält der den Lagerring in Position).

    Applizieren der Stahlkugeln einzeln mit einer leicht magnetischen Stahlspitze, dann abstreifen und in die Rille drücken mit einem Messingspatel:

    Name:  DSC_10981.jpg
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    Gruß, Michael

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  10. #7
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    Hier nun meine Zerlegung

    Name:  DSC_10979.jpg
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    und das fertig reparierte (und geputzte) Objektiv:

    Name:  DSC_10982.jpg
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    Gruß, Michael

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  12. #8
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    Und hier noch Testfotos an der Sony A7.

    Unendlich bei Offenblende:

    Name:  DSC08631.jpg
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    Unendlich bei f/2.0:

    Name:  DSC08632.jpg
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    Etwa 2 Meter Entfernung vom Testchart bei f/2.0:

    Name:  DSC08635.jpg
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    Etwas abgeblendet eignet sich das Objektiv also auch für Repros...
    Gruß, Michael

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  14. #9
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    Zitat Zitat von waldbeutler Beitrag anzeigen
    Hier nun meine Zerlegung

    Name:  DSC_10979.jpg
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    Michael, was liegt da in der weißen Schale links?
    Gruß,

    Andreas

  15. #10
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    Zitat Zitat von Ando Beitrag anzeigen
    Michael, was liegt da in der weißen Schale links?
    Die vielen kleinen Stahlkugeln aus dem Springblenden-Kugellager-Ring.
    Gruß, Michael

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