Wenn man der aktuellen Testliste glauben darf, dann ist im DCC-Altglasforum tatsächlich noch kein einziges Konica/Hexanon-Objektiv getestet worden. Eigentlich erstaunlich weil einige dieser Objektive einen durchaus guten Ruf haben und ansonsten auch wesentlich abseitigere Objektive getestet werden. Auch die Tatsache dass Konica mit 40,5 mm von allen mir bekannten analogen SLR-Systemen das kürzeste Auflagemaß hatte und daher nicht gerade problemlos anzupassen ist, sollte im Zeitalter von NEX und µFT kein Problem mehr sein. Und es gibt ja schließlich auch noch ein DSLR-System mit noch mal etwas kürzerem Auflagemaß: Das 4/3-System mit 38,85 mm. Und genau bei diesem System - ob Zufall oder nicht würde mich mal interessieren - passt das Konica-AR-Bajonett auch direkt, zumindest was die "Flügel" des Bajonetts betrifft. Das heißt also, dass man nur über einen passend dimensionierten Ring die Auflage um die fehlenden 1,65 mm auffüttern muss und schon sollte das Objektiv passen. Ganz so einfach ist es dann doch wieder nicht, aber der Umbau ist alles in allem auch für Anfänger mit normaler Anzahl linker Hände zu bewältigen. Gerade wegen der Anfängertauglichkeit versuche ich aber den Umbau so detailliert wie möglich zu dokumentieren.

Anleitungen finden sich einige im Netz (z.B. hier) und hier kann man sogar vorgefertigte Ringe aus den USA direkt beziehen. Da ich keinen Feinmechaniker an der Hand habe, der mir so etwas maßschneidert, habe ich diese Variante genutzt und die Bestellung lief problemlos und erstaunlich schnell (< 1 Woche).

Mein Versuchsobjekt ist ein Konica Hexanon AR 1.8/40
So sieht das Objektiv im Originalzustand aus:



Beachten sollte man folgende Details:
  • Ein "Flügel" des Bajonetts ist größer als die anderen (rechts oben)
  • Links oben sind der Stift der Blendenvorwahl und ein herausstehender Teil der Rückabdeckung zu sehen, die zumindest an der Olympus E-3 Probleme machen.
  • Auf "Kurz vor Drei" ist eine nach innen überstehende Nase des Blendenrings zu sehen, die verhindert, dass ein Ring plan auf der Bajonettfläche aufliegen kann.
Einige Anleitungen behaupten, dass man nur die vier Schrauben des Bajonetts lösen, den vorgebohrten Ring darauf legen und die Schrauben wieder reindrehen müsste und schon wäre die Sache erledigt. Zumindest bei dem 1.8/40 ist das nicht ganz so einfach. Ich dokumentiere im Folgenden wie ich das gemacht habe, aber vermutlich muss man bei jedem AR-Objektiv eine individuell leicht abgewandelte Variante finden.

Es fängt an mit dem Abschrauben der Rückseitenabdeckung und des Blendenstifts:



Dann schraubt man das Bajonett ab - dies ist erstens erforderlich, um die Bohrungen auf den Unterlegring zu übertragen und zweitens um den Blendenring herausnehmen und modifizieren zu können ("Nase" entfernen). Dieses Bajonett enthält übrigens auch einen Teil der Blendensteuerung. Auf "Neun Uhr" sieht man z.B. die Aussparung für den Blendenmitnehmer:




Als nächstes überträgt man die Löcher des Bajonetts auf den (gekauften oder selbst gefertigten) Messing- oder Aluring und bohrt die Löcher (Durchmesser den Schrauben entsprechend, beim 1.8/40 sind das 1,5 mm). Da man ja noch den Unterlegring mit verschrauben will, ist es sinnvoll, die Originalschrauben durch etwas längere zu ersetzen. Auch diese sind bei der oben engegebenen Quelle zu beziehen falls man nichts passendes im Fundus hat. Auf jeden Fall muss man aber darauf achten, dass man die Köpfe der letztendlich verwendeten Schrauben sauber im Ring versenkt, da dieser hinterher die Bajonettauflage bildet und man sich sonst die kameraseitige Auflage verkratzt.
Außerdem muss man jetzt die Nase am Blendenring entfernen. Den Blendenring kann man einfach nach oben abziehen. Allerdings sitzt auf dem untenstehenden Bild auf sechs Uhr sichtbar eine Feder, die eine Kugel gegen den Blendenring presst - da muss man aufpassen, dass diese Kugel nicht wegfliegt. Da es sich bei dem Blendenring um ein Kunststoffteil handelt, ist die Entfernung der Nase relativ leicht zu machen. Hier ist dies schon erledigt:




Nun kann man anfangen, alles wieder zusammenzubauen. Dabei sollte man nur eine Besonderheit bedenken: Wegen des einen größeren Bajonettflügels gibt es nur eine Möglichkeit, das Objektiv hinterher an der Kamera anzubringen. Das würde ohne Modifikation bedeuten, dass hinterher die Entfernungsskala unten sitzt und die Bedienung ziemlich unkomfortabel ist. Will man das nicht akzeptieren, muss man das Bajonett um 180° versetzt wieder an das Objektiv anschrauben. Das geht aber nur mittels einer kleinen Zusatzmodifikation, die ich nicht mit Bildern dokumentiert habe: Auf der Innenseite des Bajonetts sitzt noch ein Blendenmitnehmer mit einer Spiralfeder. Dieser kommt mit anderen Teilen des sehr kompakt gebauten Objektivs in Konflikt wenn man das Bajonett einfach so um 180° dreht. Also muss man auch diesen Mitnehmer mitsamt der Feder um 180° versetzen. Das geht eigentlich einfach, man muss aber ein passendes Loch mit Gewinde für die Befestigung der Feder bohren. Damit sitzt die Skala dann oben, wenn auch etwas von der Mitte versetzt. Wenn man es perfekt machen wollte, müsste man komplett neue Löcher auch ins Bajonett bohren - das habe ich mir gespart.

Danach kann man dann das Bajonett wieder aufsetzen (darauf achten, dass die Aussparung für den Blendenmitnehmer korrekt auf dem Mitnehmer sitzt), den Unterlegring darauf legen und alles zusammen verschrauben:



Den Stift für die Blendensteuerung baut man nicht wieder ein, weil der in der Kamera anstoßen würde. Die rückseitige Abdeckung kann man entweder durch ein selbstgefertigtes Teil aus schwarzer Pappe ersetzen oder man entfernt den überstehenden Teil (wiederum Kunststoff):





Dann schraubt man das auch noch dran und schon ist die Sache fast fertig. Nun setzt man das Objektiv an die Kamera - und kann das Objektiv möglicherweise nicht drehen. Das liegt dann daran, dass die gelieferten Messingringe anscheinend doch etwas zu dick sind. Nun ja, besser zu dick als zu dünn, denn da kann man wenigstens noch abschleifen. Ich musste etwa 0,1-0,2 mm abschleifen (natürlich nicht direkt am Objektiv sondern an dem wieder abgeschraubten Messingring). Diesen Schritt muss man evtl. ein paar Mal wiederholen bis das Objektiv sich satt und spielfrei aber ohne zu großen Widerstand auf die Kamera setzen lässt.

Jetzt fehlt nur noch das letzte Detail: Man markiert in angesetztem Zustand wo der Stift für die Verriegelung sitzt, schraubt den Messingring ein letztes Mal ab, bringt dort ein Loch an, in das der Verriegelungsstift der Kamera passt (bei der E-3 Durchmesser 2 mm). Im untenstehenden Bild sieht man das entsprechende Loch auf "Sieben Uhr":




Und jetzt: Zusammenbauen, Objektiv ansetzen, drehen und dann dieser wunderbare Moment und das großartige Geräusch wenn das umgebaute Objektiv in der Kamera einrastet:
KLICK.




Fotos und Testbericht kommen dann sobald ich Zeit und Tageslicht habe.