Das Canon 70-300 IS kam als Nachfolger des legendären 75-300 IS auf den Markt und sorgte für leere Lagerräume bei den Händlern. Es war dermaßen schnell vergriffen, das horrende Preise bei eBay für diese Linse gezahlt wurden. Dann stellte sich jedoch heraus, dass das 70-300 IS einen groben Fehler aufwies: Hochformataufnahmen wurden zum Rand hin teilweise extrem unscharf, sodass Canon zahlreiche dieser Objektive zurücknehmen musste, um sie zu reparieren. Danach war der Fehler verschwunden und die inoffizielle Version „II“ geboren, also ein 70-300 IS, welches gar nicht erst vom Hochformatproblem betroffen war.
Ebenso ein ein Objektiv hatte ich mir damals gekauft, um mein damaliges Tamron 28-300 in den Wind schießen zu können. 28-300mm sieht man einfach an der Bildqualität... es reichte mir einfach nicht mehr aus, ich wollte an meiner Canon 350D ein besseres Objektiv haben. So legte ich mir das 70-300er zu, welches ich lange Zeit genutzt hatte, ehe ich von IPS Hamburg das 100-400L bekam, welches nochmal um Längen besser, aber auch deutlich teurer ist.

Übersicht des Objektivs

Das Canon EF 70-300mm f/4-5.6 USM IS (wie es im Ganzen heisst) kam Ende 2005 auf den Markt und sollte das alte EF 75-300mm f/4-5.6 USM IS ersetzen, welches das erste IS-Objektiv von Canon war, um 1995 den Objektivmarkt zurück zu erobern. An meiner damaligen Canon 350D (Cropfaktor 1,6) hatte das Objektiv also eine Brennweite von 112-480mm. Die Linse wurde in zahlreichen Schritten von Canon überarbeitet, weswegen es nun, 2 Jahre später, noch immer äußerst begehrt ist. Die wohl größte Neuerung war die Nutzung des UD Elements, um die Bauform möglichst kompakt bei bestmöglicher Qualität gewährleisten zu können. Diese Technik kam bis dato nur in den teuren L-Objektiven zum Einsatz. Die Autofokusgeschwindigkeit wurde drastisch verbessert, ebenso die Lautstärke. Der USM (Ultraschallmonitor) ist einer der Besten auf dem Markt. Leider kann man nicht manuell in die Fokussierung direkt eingreifen und korrigieren (also im AF-Modus ist dies nicht möglich, bei MF natürlich weiterhin machbar). Dies hatte manchmal etwas genervt, da der Autofokus bei vollen 300mm nicht immer sofort 100%ig so saß, wie ich es mir erhofft hatte.

Das Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf dem wirklich guten Bildstabilisator, welcher auf zwei Weisen stabilisiert. Die beiden Sensoren zur Stabilisierung messen die Winkel und die Geschwindigkeit der Erschütterung, welche dann ausgeglichen werden. Hierdurch sollen bis zu 3 Blendenstufen gewonnen werden, was wirklich erstklassig ist für ein nicht-L-Objektiv.

Das 70-300 bietet also 2 Modi zum Stabilisieren an:

* Modus (1) für feste, sich nicht bewegende Motive, wo der IS Bewegungen nach oben/unten und links/rechts ausgleicht.
* Modus (2) für Actionaufnahmen, also auch Mitzieher, wo nur vertikale Erschütterungen ausgeglichen werden.

Die Haptik wird stellenweise etwas billig, vor allem der Zoomring dürfte etwas mehr Gegendruck haben. Auch die Schalter für Stabilisierung und AF/MF wirken nicht ganz so hochwertig, wie man sich vielleicht wünschen würde. Dafür aber ist die weitere Verarbeitung sehr gelungen.
630 Gramm Gewicht bei 77 x 142mm sind ein gutes Gespann, um effektiv mit dem Teil arbeiten zu können.

Verzerrungen / Verzeichnungen / Vignettierung

Jedes Objektiv hat Verzerrungen, das ist baulich kaum zu vermeiden. Jedoch sind diese beim 70-300er bei allen Brennweiten extrem gering. Sie sind kaum wahrnehmbar, wenn man nun nicht gerade ein Architekturfotograf ist.

Die stärkste Vignettierung hingegen hat das Objektiv bei 300mm Brennweite und Blende F5.6, die geringste Vignettierung bei Blende F/4. Dort ist sie praktisch nicht vorhanden. Ich gehe meist nur bis Blende 13 runter und ich muss sagen, dass ich mehr als überrascht gewesen bin, wie gut das Canon-Teil mit der Vignettierung fertig wird.

Die CA (Chromatische Aberration) liegt auch im unteren Bereich, minimal sind CA's sichtbar bei 300mm und Blende 5.6. Bei einer größeren Blende sind CA's bei mehr als 200mm Brennweite nicht sichtbar. Nur bei den 70mm Anfangsbrennweite ist ein wenig zu erkennen.
Die chromatische Aberration (von griech. chroma, die Farbe und lat. ab-errare, weg-irren) ist ein Abbildungsfehler optischer Linsen, der von der Wellenlänge bzw. Farbe des Lichts abhängt. Man unterscheidet zwischen Farblängsfehler und Farbquerfehler. Fotografen verwenden bei fachlichen Diskussionen über die Qualität von Objektiven oft die Abkürzung "CA". In der Digitalfotografie lassen sich Farbquerfehler per elektronischer Bildverarbeitung nachträglich korrigieren, indem die verschiedenen Farbkanäle des Bildes unterschiedlich skaliert werden.

Preis

Das Objektiv liegt bei bei rund 490 Euro, was sicherlich nicht wenig ist. Aber vom Preis-/Leistungsverhältnis her kann man im Moment nichts besseres für seine Canon bekommen.
Alternativ für mehr Geld das 100-400L für etwa 1400 Euro.

Fazit


Das 70-300 hat mich echt überrascht. Eine sehr gute Schärfe, wenig CA's und sehr wenige Verzerrungen bedeuten für mich, dass es bei 70-300er Objektiven nicht an Canon vorbeigehen kann. Der AF ist stellenweise bei etwa 300mm etwas langsam, vor allem bei Mischlicht. Aber für Zooaufnahmen z. B. ist das Objektiv super geeignet und kann von mir nur weiterempfohlen werden. Die UD-Element Technik aus den L-Objektiven kommt hier schwer zum tragen.

Der Bildstabilisator leistet eine enorm starke Leistung. Etwa 0,2 Sekunden nach dem Fokussieren springt er an und arbeitet sehr effektiv. Meine Aufnahmen am Flughafen haben enorm viel Spaß gemacht, aber auch Aufnahmen im Zoo wurden wirklich gut.

Wer nicht gerade auf eine 2.8er Lichtstärke angewiesen ist, wird mit dem 70-300 definitiv enorm viel Spaß haben!

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