Meine verwendete Hardware:

* Canon EOS 350D
* Tamron SP AF 180mm F/3.5 Di MACRO 1:1
* Cullmann Dreibein-Stativ
* 2 GB CF Highspeed-Karte von Transcend

Ich hatte die Möglichkeit, ein reines Macro-Objektiv für meine Fotocommunity zu testen. Bislang habe ich mit Macro-Fotografie kaum Erfahrungen gemacht, mich aber bereits dran versucht, hier allerdings mit einem Tamron 28-300 XR DI, welches im Prinzip schon nicht schlecht ist. Aber ein echtes Macro-Objektiv mit einer Festbrennweite ist da natürlich schon ein anderer Schnack. So habe ich mich auf einen großen Pflanzen- und Blumenhof in der Nähe von Hamburg begeben, mein Equipment aufgebaut und circa 250 Macro-Aufnahmen gemacht, daher denke ich, kann ich mir ein erstes Urteil durchaus erlauben.

ÜBER TAMRON

Mit Markentechnologie und der Verpflichtung zu technischen Höchstleistungen hat sich Tamron für die verschiedenartigen Herausforderungen der Optik und der Opto-Elektronik des kommenden Jahrtausends positioniert.

Seit seiner Gründung im Jahre 1950 nimmt Tamron bei der Entwicklung von optischen Systemen eine führende Rolle, basierend auf technologischem Know How und innovativer Poduktionstechnik, ein. Dies alles begann mit der Entwicklung von Wechselobjektiven für 35mm SLR Kameras. Ein hervorragendes Verständnis für Verbraucherwünsche und eine Leidenschaft für Herausforderungen führten zu Produktkonzepten, die neuartige Objektive mit hervorragenden optischen Eigenschaften hervorbrachten. Innovation ist einer der Grundpfeiler Tamrons und brachte ein Objektivwechselsystem hervor, dass es erlaubte einzelne Objektive an einer Reihe von verschiedenen Kameramarken zu adaptieren sowie das revolutionäre 28-300 mm Mehrfach-Zoom, das Flexibilität mit hoher Leistung verbindet.

Quelle: Tamron

TECHNISCHE DATEN

Vorab möchte ich gerne die wichtigsten Eckdaten über dieses Objektiv liefern:

Brennweite: 180mm
Lichtstärke: F/3.5
Kleinste Blende: 32
Naheinstellgrenze: 47cm
Maximale Abbildungsleistung: 1:1
Fokus: AF und MF
Filtergröße: 72mm
Gewicht: etwas über 900 Gramm
Größter Durchmesser x Baulänge: 84,8mm x 165,7mm
Sonnenblende: ja
Schutz: Weichbeutel
Mögliche Anschlüsse: Canon, Nikon und Minolta
Preis online am 13.06.2006: 700 Euro für alle Anschlüsse

AUSSEHEN

Das 180er Tamron wirkt schon edel. Es kann zwar optisch meiner Meinung nicht mit den L-Objektiven von Canon mithalten, aber ein schlichtes Schwarz mit goldener Schrift und goldenen Fassungen lassen das Objektiv durchaus attraktiv erscheinen, sehr wertig. Das Objektiv kann manuell fokussieren, aber auch über den Autofokus betrieben werden. Hierfür bedient man sich des breiten, gummierten Ringes, womit im manuellen Fokus die Naheinstellgrenze geändert wird. Diesen Ring schiebt man nach hinten und arbeitet so nun mit dem manuellen Fokus, darüber berichte ich später genauer. Einfach den Ring dann wieder in die Ursprungsstellung schieben und man kann wieder den Autofokus (AF) nutzen. Vorne am Glas befindet sich der Ansatz für Filter, welche einen Durchmesser von 72mm haben müssen. Bei Polfiltern zum Beispiel hat dieses Objektiv den Vorteil, dass man ihn direkt am Objektiv durch ein Gewinde drehen kann, ohne aber das Objektiv an sich zu bewegen. Das kommt in so manchen Aufnahmesituationen dem Fotografen sicher zu Gute. Tamron schreibt dazu: „Beim Einsatz von Polfiltern an Objektiven mit tiefen Sonnenblenden, kann ein Polfilter nur sehr schlecht gedreht werden. Tamron hat hier die sog. Filter Effect Control entwickelt, die durch Drehen eines Ringes hinter der Sonnenblende den Polfilter mitdreht.“

Unten am Objektiv findet man die Stativschelle vor, denn wenn man ein 900 Gramm schweres Objektiv direkt an die Kamera schraubt und dann lediglich die Kamera selbst auf dem Stativ befestigt, wird das Stativ mit Sicherheit nach vorne überfallen. Da aber durch die Stativschelle das Gewicht auf der Mitte des Stativs liegt, gab es hier bei meiner Canon 350D und dem Cullmann Dreibein-Stativ keinerlei Probleme. Leider scheint das Stativgewinde recht kratz- und/oder stoßempfindlich zu sein, wenn man den Gebrauchsspuren trauen darf.

Zum Objektivdeckel brauche ich sicher nichts schreiben, die Verschlusskappe hinten ist auch universal Tamron, nicht erwähnenswert.

VERARBEITUNG

Die Verarbeitung und Wertigkeit ist hervorragend. Für knapp 700 Euro darf man das sicher auch verlangen, aber Tamron verarbeitet allgemein sehr gut, das möchte ich einmal erwähnen. Ich nutze sehr aktiv das 28-300 XR DI, auch dieses Objektiv ist klasse verarbeitet; das 180er ist noch eine Spur wertiger, sieht richtig luxuriös aus, in Sachen Verarbeitung kann man Tamron echt keine Punkte abziehen. Wenn man überhaupt über etwas meckern kann, dann über die Stativschelle, welche am Stativgewinde-Einlass doch recht kratzer- und stoßanfällig ist.

HANDHABUNG

Dieses 1:1 Macro-Objektiv wurde speziell für den Einsatz an digitalen Spiegelreflexkameras optimiert (Di-Objektive). „Di“ ist eine Bezeichnung, die Tamron für Objektive vergibt, die speziell auf die Spezifikationen von digitalen Spiegelreflexkameras abgestimmt sind. Im Einzelnen sind dies:

1. Hohes Auflösungsvermögen
2. Minimierung des Lichtabfalls zum Rand hin
3. Optimierung des Streulichtverhaltens
4. Minimierung der chromatischen Aberration

Die chromatische Aberration ist ein Abbildungsfehler der vor allem bei Objektiven mit langen Brennweiten auftritt. Er hängt damit zusammen, dass Licht unterschiedlicher Wellenlänge von Glas unterschiedlich stark gebrochen wird und so kein scharfer Brennpunkt entsteht. Man minimiert diesen Fehler durch den Einsatz von LD- bzw. AD-Gläsern. Speziell die lichtempfindlichen Sensoren digitaler Spiegelreflexkameras sind empfindlich für chromatische Aberration, daher ist die Minimierung der c. A. bei Di-Objektiven besonders wichtig. Tamron hat hier auch ganze Arbeit geleistet, das 180er Tamron ist in dieser Hinsicht wirklich eine super Linse!

Ganz kurz: Was ist eigentlich Makrofotografie?
Die Makrofotografie ist die Abbildung kleiner Objekte ab einem Maßstab von ca. 1:4 bis zu Maßstäben von etwa 5:1 (danach beginnt die Mikrofotografie).

Nun, ich hatte leider nicht das Glück. Insekten fotografieren zu können, aber ich habe mich mit rund 250 Aufnahmen über Blumenstempel her gemacht, die Ergebnisse hatten mich und andere überrascht. Makrofotografie ist nicht gerade leicht, doch das Tamron ist dermaßen angenehm zu handhaben, das auch Makro-Einsteiger wie ich es einer bin schnell mit dem 180er zurecht kommen und erstaunlich gute Ergebnisse erzielen. Aber der Reihe nach…

Fotografieren im AF (Autofokus) – Modus

Im Autofokus ist das Fotografieren mit dem 180er Tamron einfacher als ein DVB-T Receiver zu programmieren. Wichtig ist, dass der Mindestabstand zum Motiv eingehalten wird. Dieser beträgt im MF wie im AF 47cm, weniger Abstand ist definitiv nicht möglich, habs probiert.

Bei einer festen Brennweite von 180mm kann man einen Abbildungsmaßstab von 1:1 erreichen, damit kommt man verdammt nah an Motive ran und kann hervorragende Detailaufnahmen machen wie zum Beispiel Blumenstempel, die ich mir vorgenommen habe. Aber sicherlich kann man auch sehr gut Insekten usw. fotografieren, denn mit 180mm muss man nicht so nah ans Motiv wie vielleicht mit einem 90mm Makro-Objektiv. Die Chance, so vielleicht einen schönen Schmetterling im Detail zu erwischen ist viel größer.

Die Abbildungsleistung ist klasse, aber durch die extreme Nähe zum Motiv sollte dieses besser sehr ruhig sitzen, bzw. sich nicht bewegen können oder aber man nimmt eine kürzere Verschlusszeit, um das Motiv praktisch einzufrieren. Da ich Blumen fotografiert habe, konnten diese schlecht weglaufen, sodass ich meist zwischen 1/40s und 1/200s (bei Zuhilfenahme des Blitzes) gelegen habe. Die Blende hatte ich meist zwischen F/11 und F/14 fest eingestellt, die Zeit automatisch wählen lassen. Mein Abstand zum Motiv betrug stets ca. 47cm bis 80cm, ich bin sehr ins Detail gegangen.

Der Autofokus ist teilweise leider recht langsam und vor allem lauter als andere Objektive, die ich zuvor hatte. Da sich meine Motive aber nicht bewegten, störte das in dieser Situation nicht, aber ich denke, dass ein schnellerer AF durchaus von Vorteil sein kann.

Fotografieren im MF (manueller Fokus) – Modus

Auch beim MF habe ich ca. 47cm bis 80cm Abstand gehalten und mich daran versucht, das Beste mit dem MF herauszuholen. Leider ist mir das nicht so toll geglückt, denn der Bereich des Scharfstellens ist SEHR eng bemessen, man kommt sehr schnell wieder in die Unschärfe, wenn man auch nur einen Millimeter zu weit dreht. Zugegeben, man kann die Fassung sehr schön drehen, ein leichter Widerstand ist vorhanden, dennoch muss man extremst genau sein, um nicht falsch zu liegen mit der Schärfe.

Ich habe daher später immer auf den AF gesetzt, auch wenn dieser recht langsam ist.

FAZIT

Für knapp 700 Euro bekommt man ein sehr hochwertiges Objektiv, welches mich sofort fasziniert hat. Es ist klasse verarbeitet, mit 900 Gramm nicht zu schwer, hat eine eigene (leider kratzeranfällige) Stativschelle und lässt sich super bedienen, wenn auch der AF langsamer und lauter ist als bei anderen Tamron-Objektiven.

Wer etwas zwischen 150mm und 180mm sucht, sollte auf alle Fälle einmal das Tamron für 1-2 Tage ausprobieren, da es einen echt fesseln kann.

Ich gebe hier eine Kaufempfehlung ab, wenn man denn 180mm benötigt und entweder genug Zeit für den manuellen Fokus hat oder aber der AF in der Lautstärke und der Geschwindigkeit nicht stört.

Tamron-Objektive bekommt ihr zum Beispiel beim AFA Fotohandel.

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