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Thema: Rodenstock Imagon 4.5/120mm Tiefenbildner / Weichzeichner - Objektiv

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Zitat Zitat von Richard Deschain Beitrag anzeigen
    ...

    Ob solch eine Zweckentfremdung positiv oder negativ im Ergebnis ausfällt, werde ich mit meinen Blendensätzen noch austesten.
    Eine weiterführende Berichterstattung zum 200er Imagon wird es hier jedoch nicht geben...
    Ist auch wohl nicht erforderlich, denn außer Absichtsbekundungen, Rücknahme von Absichtbekundungen, Vermutungen, Behauptungen und allgemein bekannten Dingen, wie das sich eine Aperture an Rechnungen für KB und Mittelformat anders verhalten "könnten" nehme ich bislang nur mit, dass es zwei verschiedene Siebblendesätze gibt, wovon aufgrund der Konstruktionsunterschiede für die ausgeleuchteten Bildkreise (für KB oder MF) ohnehin auszugehen wäre.

    Ansonsten ist das Imagon - egal für welches Format - eine zweilinsige Konstruktion, und letztlich egal, ob nun 2 Linsen vor einer MF oder KB Kamera werkeln.

    Das vermutlich Dein eben für MF konstruiertes Objektive nun nur an "einer kleineren Kamera" bei Dir betrieben werden kann, liegt irgendwie auch in der Natur der Sache. Wer hat schon digitales MF zu Hause rumstehen...

    Es werden - bei der Nutzung der MF Konstruktion an kleineren Formaten - wohl kaum sichtbare Auswirkungen im Bild zu sehen werden, da die mittig angeordnete Blendenöffnung in der Gestaltung "dominieren" wird und die Sektoralen Blenden - im Außenbereich zur Steuerung der Abberationen - kaum bildwirksam werden, wenn das 200er an kleinere Formate als MF gebracht wird.
    Deshalb eben gibt es ja das 120er für kleinere Formate !!!

    Die Effektsteuerung über die Siebblenden des 200er wird deshalb - aus meiner Sicht - in vollem Umfange eh erst an Mittelformatkameras sichtbar werden (oder in Crop aus einem noch größeren Format). Polaroid - Backs alter Tage lassen grüßen...

    Aber egal !
    Was ich nicht verstehe ist diese nun einsetzende "Verweigerungshaltung" entgegen Deines ursprünglichen Vorhabens uns an Deinen Erfahrungen zum 200er teilhaben zu lassen und nun "zurück zu ziehen"... nur wegen der Zusammenlegung zu einem Gesamt - IMAGON Thread.
    Es kann ja - wenn durch die Vorstellung Deines 200er Imagon besondere Unterschiede zum 120er Imagon auffallen sollten - jederzeit dieser Thread auch wieder "ausgekoppelt" und in eine Einzelvorstellungen des 200er Objektiv überführt werden.
    Dies aber macht nur Sinn, wenn sich da wirklich - außer konstruktionsabhängige Unterschiede zwischen KB und MF - Unterschiede ergeben sollten.

    Davon aber gehe ich erstmal nicht aus, denn Rodenstock wird schon gewußt haben, warum zur alten 200er Version für MF auch eine 120er fürs Kleinbild gebaut wurde, das letztlich die gleichen Eigenschaften erhalten hat.

    Das Problem mit Deinem 200er - und das halte ich für wahrscheinlicher - ist die nicht gegebene Kompatibilität an kleineren Kameraformaten als MF... und damit wird die Sache komplizierter, weil nun mindestens eine Mittelformatkamera erforderlich wird...
    Digital geht da nicht auf die Schnelle und mit 6x6 Film die Wirkung eines Imagon "durchzuspielen" bei allen Blendenkombinationen ist schon ein aufwändiges Unterfangen während der Einarbeitung in so eine Linse.

    Da es aber nicht so sonderlich viele User mit digitalen MF Kameras hier geben wird, ein schwieriges Unterfangen, oder?
    Geändert von hinnerker (14.04.2015 um 09:07 Uhr)
    Canon EOS 5D MKIII, 5D MKI, Canon 1D MK IV, Sony A7, NEX7, A7 II.. und viele, viele feine Objektive aus dem Altglas-Container..

  2. #2
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    Standard Blendensätze für Copal/Compur 3 rsp 1

    Zitat Zitat von Richard Deschain Beitrag anzeigen
    ""Unterschätze dieses Forum nicht... Die Suchfunktion hätte mindestens einen Treffer dazu ergeben."" Ich unterschätze Niemanden hier, und ich hab den thread zuvor gelesen; daher auch meine Aussage, "kaum Informationen zum Imagon" :-) Das wollte ich eigentlich ändern... Da Dein Blendensatz ggf. aus dem 150er stammt, aber in ein 120er passt, und ich hier 2 beschriftete Sätze habe ( 150mm sowie 200mm) , die beide ins 200er passen, lässt dies Rückschlüsse auf die bauseitige, nicht aber auf die technische Kompatibilität zu. Zu berücksichtigen wäre , dass die brennweitenspezifischen Blenden eben genau zur Brennweite berechnet wurden, die Löcher trotz gleicher Lichtwerte aber unterschiedlich dimensioniert sind. Mit der Brennweite ändert sich auch die Anfangsöffnung, also entsprechend auch die H-Werte, im Umkehrschluss werden die Löcher bei 120/150mm ebenso differieren wie bei meinen 150/200mm. Das bedeutet dann wohl, dass ein 150er Sieb an einer 120er BW trotz gleichen H-Wertes mindestens eine andere Belichtung erfordert, weil der H-Wert ja dem 150er zugeordnet ist. Weiterhin wird eine andere Bildwirkung zu erwarten sein, da die Randstrahlen in unterschiedlichem Maße beschnitten werden. Ob solch eine Zweckentfremdung positiv oder negativ im Ergebnis ausfällt, werde ich mit meinen Blendensätzen noch austesten. Eine weiterführende Berichterstattung zum 200er Imagon wird es hier jedoch nicht geben. Ich wollte nicht "ein weiteres Objektiv" vorstellen, sondern ausführlich auf den Weichzeichner und seine Benutzung im Einzelnen, sowie das 200er Imagon im Besonderen eingehen, welches eine eigenständige Rechnung ist und im Vergleich zum 120er einen Bildkreis von 9x12 cm abdeckt; ein Zusammenwürfeln div.BW erscheint mir unübersichtlich, die Fülle an wichtigen Informationen verliert sich. Allein, dass ein Objektiv, welches von seinen "Randfehlern" lebt, bei untersch. BW an kleinerem Format gänzlich anders reagiert, spricht schon für die separate Besprechung. Hinzu kommt erschwerend, dass eine weichgezeichnete Aufnahme in der Vergrösserung anders wirkt als in Originalgrösse,weil ja die Überstrahlungen und "Fehler" mitvergrössert werden - das sollte gezielt und für jeden "Fall" einzeln betrachtet werden. Grundsätzlich begrüsse ich die Absicht, das Forum übersichtlich zu halten, hier gehe ich jedoch nicht konform. VG, Ritchie
    wenn 150 und 200er Blendensätze auf 200 passen dann hat der 150er Satz Copal 3-anschluss: M58-0.75. erhalte bald ein 200er imagon zörk mit HBV-anschluss sowie P67 mit Helicoid dazu. Imagon 120 hat somit Copal 1-anschluss da M40-0.75. Zur Erinnerung wenn adapter gebraucht werden:Rafcamera hat immer wieder neue Adapter und Anderes. Teilweise durch mich veranlasst. zB. Zentralverschluss-Adapter kombi von Blendensätze nicht angebracht. hier hats interessante P6- und 35mm-infos http://www.pentaconsix.com/imagon.htm:

  3. #3
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    Standard Rodenstock Imagon 4.5/120mm Tiefenbildner / Weichzeichner - Objektiv

    [MOD ON]
    Um die Informationen zum IMAGON und seinen unterschiedlichen Brennweiten übersichtlich ein einem Thread zu halten, wurde dieses Posting aus einem anderen Beitrag hierher kopiert und das Thema dort geschlossen.
    [MOD OFF]

    Soeben erworben !
    Die Route des Postillions wird aber nicht verraten, um Überfällen vorzubeugen.

    Zunächst bin ich doch hocherstaunt, dass in einem speziellen Objektivforum mit Tendenz zu klassischem Gerät so gut wie nichts über dieses einmalige optische Gerät zu finden ist und die Besitzer eines Imagons das ureigene Potential nicht recht herrauskitzeln wollen.
    Nun, die Linse ist recht speziell, man muss sie kennenlernen, um sie gezielt einsetzen zu können.
    Genau dies habe ich vor..

    Es könnte dies hier langfristig ein Erfahrungs-, aber womöglich auch noch ein Testbericht werden, ich muss mal sehen, wieviel Zeit ich diesem süssen Ding widmen werde, es passt ja leider nur an "kleine" Kameras.

    Vorweg muss ich sagen, dass ich nie so recht eines haben wollte, die berühmten "Kühnwanzen" schreckten mich immer ab.
    Da mein Traumweichzeichner aber selten und teuer ist, habe ich mir erst mal das Imagon eingetreten.

    Entwickelt hat es Meister Kühn, in Zusammenarbeit mit Dr. Staeble, vor rund 100 Jahren; wer genaue Zahlen wünscht, dem liefere ich nach.

    Soviel ich weiss, gingen für die Erschaffung dieses Gerätes so einige Jahre ins Land; geschaffen werden sollte etwas Einmaliges, was auch gelang, denn bis in die heutige Zeit gibt es wohl nichts Vergleichbares.

    Das Imagon ist zwar ein Weichzeichner, aber das Imagon ist in erster Linie ein Tiefenbildner.
    Stellt man z.B. die Flächenzeichner gegenüber, erschliesst sich einem sofort die immense Bedeutung eines Tiefenbildners.
    Da komme ich gleich drauf zurück..

    Objektivbauer müssen seinerzeit voller Herzblut und Tatendrang gewesen sein, und über Ihr technisches wie auch visionäres Vermögen kann man wohl bestenfalls philosophieren, solche Haudegen wird und kann es heute nirgends mehr geben.

    Objektive wurden ja schon 18nochwas richtig "gerechnet" (Petzval), aber die weiche Zeichnung war schon immer Bestandteil der Fotografie.
    Schon Weston beschrieb die Nutzung der "Athmosphäre" zur tiefenperspektivischen Unterstützung ( der "Verräter" ist aber mit Adams und der Group f64 gegen die Pictorialisten vorgegangen), die Impressionisten aus der Malerei legten bereits vor, und die Pictorialisten tobten sich so richtig aus.

    Es gab sogar nicht wenige Fotografen, die sich ihr eigenes Weichzeichnungsobjektiv bauen liessen, wie zum Beispiel das Nicola Perscheid.
    Laut Michael Neumüller, "Praxis der Weichzeichnung", hat man für einen schmalen Taler beim Optiker ein Zeiss Punktalglas zum gewünschten Monokel schleifen lassen;mir scheint es, als ob man uns heute gern erzählt, was man so braucht, aber damals schien man wohl wirklich zu wissen, was man braucht :-)

    Der Weichzeichner, ob als Monokel bzw. Meniskus in seiner einfachsten , oder auch als doppellinsiges Periskop in erweiterter Form, zeichnet sich durch seine mangelhaften optischen Korrekturen aus.
    Allerdings schaffen erst ein geschicktes Zusammenspiel geringer chromatischer und deftiger sphärischer Abberationen eine brauchbare Weichzeichnung.

    Erstaunlicherweise ergibt sich bei solch einer Rechnung das Phänomen, dass die offenblendige Schärfe zwar grundsätzlich eher diffus, ohne jedoch wirklich unscharf zu sein daherkommt, aber grad im Vergleich zu beispielsweise Anastigmaten und anderen "höherwertigen" Rechnungen deutlich in die Tiefe geht.
    Es findet sich kaum ein gut fokussierbarer Schärfepunkt beim Weichzeichner, dies aber über einen weiten Bereich in die Tiefe des Bildes.

    Der seinerzeitige Fokusshift ist heute kein wirkliches Problem mehr, den bekommt man einfach weggefiltert.

    Wenn man nun die Wirkung und Auswirkung der Abberationen beim Weichzeichner versteht ( sie nehmen zum Linsenrand hin zu und werden dort zusätzlich durch die konvexe und zum Rand hin oft noch dünner werdenden Linsenform "unterstützt" ) und die Schwierigkeiten mit den diversen Fokusshifts ( Kugelgestaltfehler, Farbabweichung der versch. Spektren, unterschiedliche Linsenform nach aussen hin ) akzeptiert und kennenlernt oder schlicht umschifft, sowie noch den Umgang mit den typischen und bildwichtigen Überstrahlungen ( altdeutsch Gloriolen) beherrscht, hat man ein hervorragendes fotografisches Werkzeug zur Hand, welches einem aussagekräftige Bilder liefert.

    Es ist aber auch leicht zu erkennen, dass man eine gewisse Bereitschaft braucht, dieses eigentlich simple Glas in seiner Komplexität zu erkunden.

    Weiterhin ist offensichtlich, dass ein Abblenden eine Beschneidung der so wirksamen Restfehler bewirkt, denn die Fehler nehmen ja zum Rand hin zu und machen dort überhaupt erst das erstrebenswerte Bild aus.

    Und genau hier setzt der Kühnsche Tiefenbildner an - er ist der einzige Weichzeichner ( zumindest kenne ich keinen anderen), der auch abgeblendet noch seinen typischen Charakter behält !!

    Es hat also seinen berechtigten Grund, dass Rodenstock die Besonderheit des Imagon ( allein schon der Name, hä?) in der Typbeschreibung würdigt -

    Tiefenbildner.


    Bis demnächst,
    Ritchie
    Geändert von hinnerker (02.04.2015 um 09:05 Uhr)

  4. #4
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    Zitat Zitat von hinnerker Beitrag anzeigen
    Das Rodenstock IMAGON gehört in die Gruppe der so genannten „Weichzeichner – Objektive“.

    Hier soll das Imagon 4.5/120mm von Rodenstock vorgestellt werden.

    Ein paar Bemerkungen vorab:

    Weichzeichnung ist seit den Bildern des Fotografen David Hamilton, der mit seinen sehr jungen weiblichen Modellen und unter schmeichelhafter Betonung ihrer sehr knapp bekleideten Körper Weltruhm in der Fotografen-Szene erlangte, zeitweilig in den 70ern in aller Fotografen-Munde gewesen. Wer erinnert sich nicht auch an den Film „Bilitis“.. oder seine Bildbände „La danse“ und „Hamiltons Mädchen“.. ?


    Durch schmeichelhafte Weichzeichnung wurde jede Unebenheit des menschlichen Körpers in seinen Abbildungen geglättet, ohne das fotografische Motiv als „unscharf“ bezeichnen zu müssen. Durch das Überstrahlen heller Lichtpartien übten seine Bilder einen subtilen Reiz auf den Betrachter aus, da sich diese zumeist pastellartigen Farbgebungen in seinen Bildern besonders gut mit den Weichzeichnungen vertrugen und eine eigenartige Reinheit und Unschuld der zumeist nackten oder nur leicht bekleideten Damen vollendeten.

    Der Effekt an sich war nicht neu, nur die sehr geschmackvolle Umsetzung in seinen Bildern ließen den Effekt eine zeitlang neu aufleben. Man kannte den Effekt schon aus den Filmen mit diversen weiblichen Film-Darstellern der 40er und 50er Jahre, wie z.B. in den Zarah Leander Filmen..

    Heutzutage ist der Effekt per EBB auch jederzeit elektronisch in den diversen Programmen nachzubilden.

    Reizvoll ist aber der Einsatz eines hierfür vorgesehenen Objektivs und das Erlernen des Umganges mit diesem Gerätetyp.

    Vorab, es ist nicht leicht und erfordert einige Übung und viele Versuche, mit denen ich noch am Anfang stehe.

    LG
    Henry
    Deinen Beitrag habe ich nun schon öfter im Zusammenhang mit der Suche nach dem Imagon gefunden und habe ihn jetzt nochmals gelesen.

    Nun muss ich es aber mal richtigstellen, es stimmt nämlich nicht alles was Du zu diesem Objektiv schreibst.

    Heinrich Kühn, der geistige Vater dieses Objektives, hätte bei den Bildern von David Hamilton geko...t, so wie es wohl jeder tun wird der sich mit ernsthafter Fotografie beschäftigt.
    Solche matschigen Bilder waren ihm zutiefst zuwider.
    Diese Fotos entstehen durch Vaseline auf der Linse/Filter, Damenstrümpfe oder zerkratzte Frontlinsen. Es wurde zum Endes des 19. Jahrhunderts so einiges versucht um die Fotos weicher zu machen damit man sich das Retuschieren sparen konnte. Das war einer der Hauptgründe, vor allem natürlich in den Portraitstudios.
    Dann kamen in den USA und in England die sogenannten Weichzeichner Objektive auf den Markt.
    Die standen voll in der Tradition des Pictoralismus und erzeugten im Grunde genauso verwurstete Bilder wie Schmiere auf der Linse.
    Kühn nannte das eine wollige Schärfe, ein sehr netter Ausdruck dafür.
    Die Fotografie war durch diese Vermatschung der Bilder in eine richtige Sackgasse geraten.

    Sein Ansatz war ein ganz anderer. Zusammen mit Staeble haben sie sich daran gemacht und empirisch einen Achromaten gefertigt der fast völlig frei von chromatischer Aberration war aber noch eine sphärische Abweichung aufwies.
    Das war einer der entscheidenden Punkte. Der nächste war dann der mit den Siebblenden und der zentralen Öffnung.
    Durch die zentrale blende war es möglich ein scharfes Kernbild zu erhalten.
    Den Grad der Überstrahlung, nicht mit Weichzeichnung verwechseln, bestimmte man dadurch inwieweit die umliegenden kleinen Bohrungen geöffnet wurden.

    Mit diesem Objektiv muss man ganz anders arbeiten wie mit Weichzeichnern, es wäre auch nicht wirklich möglich damit Filmaufnahmen von beweglichen Szenen zu machen weil das Einstellen eine ganze Reihe von einzelnen Handgriffen bedarf.

    Wichtig bei diesem Objektiv ist zudem das die Brennweite zum verwendeten Format passt.
    120mm sind eindeutig zu lang für das KB Format, es wurde zwar, mehr oder weniger, offiziell dafür verkauft aber eigentlich war diese Brennweite für das 6x6cm Format gedacht. Für 6x7cm ginge es auch gerade noch.
    In KB Format macht es nämlich keinen Sinn mehr die großen Siebblenden des 120mm zu verwenden weil sie ihre richtige Wirkung gar nicht entfalten können weil der genutzte Bildwinkel viel zu klein ist. 30° Bildwinkel sollten nicht unterschritten werden, das entspricht etwa einem 85mm Objektiv.

    Dr. Staeble und Kühn haben noch kurz vor dem Krieg an einem Imagon für KB Kameras gearbeitet, es wurden Achromate zwischen 54 und 96mm getestet aber es wurde nie zu Abschluss gebracht und die Prototypen sind verschollen.

    Um es hier deutlich zu machen worum es bei der Entwicklung des Imagon ging:

    Der Ansatz war nicht einen Weichzeichner zu bauen, diese unsäglichen Objektive gab es zu hunderten, das Imagon stand in der Tradition der "Neuen Sachlichkeit"
    Es ging um das wirkliche Bild, Kühn und vielen Anderen waren die damaligen Anastigmate schon viel zu scharf und sie bemängelten das sich die scharf gezeichneten Objekte im Bild von den Unscharfen völlig unnatürlich abhoben. Sie wollten einen sanfteren Übergang zwischen diesen Bereichen.
    Das Reduzieren von Falten in einem Gesicht war so ziemlich das Letzte was dabei wichtig war, das kann man damit auch erreichen aber dann setzt man es so ein wie es Kühn niemals wollte und wovor er von Anfang an gewarnt hat nämlich dass das Objektiv in die Hände von Fotografen kommt die die Arbeitsweise gar nicht kennen oder auch gar nicht verstehen.

    Die schönsten Fotos die mit dem Imagon gemacht wurden sieht man es nicht unbedingt an das es dabei verwendet wurde. Die Überstrahlungen müssen dezent eingesetzt werden damit es nicht zur Persiflage wird, zur Effekthascherei.

    Es ist interessant das in der Entstehungszeit des Imagon bei Voigtländer und bei Emil Busch auch an Objektiven gearbeitet wurde die einen ähnlichen Ansatz hatten, das wäre zum einen das Universal Heliar und zum anderen das Emil Busch - Nicola Perscheid - Objektiv.
    Diese Objektive könnte man eventuell als Weichzeichner betiteln aber der von Heinrich Kühn geprägte Name dafür passt meiner Meinung nach besser, der Tiefenbildner.
    Diese Objektive erzeugen keine scharfe Bildebene sondern der scharfe Bereich liegt dreidimensional im Raum.
    Wer das Imagon oder auch eines der anderen beiden Objektive richtig benutzt wird sehr schnell feststellen warum das so ist.

    Es war mir wichtig das hier richtig zu stellen. Ich beschäftige mich schon lange mit dem Thema und ich baue für mich auch selber Objektive dieser Art aber niemals so sinnlose wie reine Weichzeichner. Es steckt deutlich mehr dahinter.
    Ich habe die Texte von Kühn, Staeble, Scholz, Neumüller und einiger anderer zu diesem Thema gelesen und selbst Stiglitz und Steichen haben eher einen Tiefenbildner benutzt als einen Weichzeichner.

    Das ist sicher mehr aus historische Sicht interessant aber wir sollten die Konstruktionen auch als solche bewerten als die sie gemacht wurden und nicht was im Laufe der Zeit durch falsche Behauptungen daraus wurde.
    Es ist wie stille Post, es reicht wenn einer etwas in die Welt bringt, dann übernimmt es der nächste, lässt etwas weg und dichtet Neues dazu. An Ende hat es mit dem Anfang nichts mehr zu tun.

    Das möchte ich nicht als eine Schuldzuweisung verstanden wissen, es geht um etwas Generelles. Das Netz ist vollgefüllt mit Falschbehauptungen aber die es einstellen wissen es nicht einmal das es falsch ist. Das ist das große Problem.

    Danke an diejenigen die bis zum Ende meines Textes durchgehalten haben.

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  6. #5
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    Zitat Zitat von arri Beitrag anzeigen
    Es ging um das wirkliche Bild, Kühn und vielen Anderen waren die damaligen Anastigmate schon viel zu scharf und sie bemängelten, dass sich die scharf gezeichneten Objekte im Bild von den unscharfen völlig unnatürlich abhoben. Sie wollten einen sanfteren Übergang zwischen diesen Bereichen.
    Dazu fällt mir die so bezeichnete "plastische 3D-Schärfe" ein, die alte Objektivkonstruktionen teilweise angeblich hatten.
    Bei Fernsehfilmen hingegen fällt mir oft auf, dass die mit hoch lichtstarken Cine-Objektiven bei Offenblende gefilmt wurden, so dass sich das scharf Abgebildete extrem gegen unscharfen Vorder- und Hintergrund abhebt.
    Gruß, Michael

  7. #6
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    Zitat Zitat von waldbeutler Beitrag anzeigen
    Dazu fällt mir die so bezeichnete "plastische 3D-Schärfe" ein, die alte Objektivkonstruktionen teilweise angeblich hatten.
    Bei Fernsehfilmen hingegen fällt mir oft auf, dass die mit hoch lichtstarken Cine-Objektiven bei Offenblende gefilmt wurden, so dass sich das scharf Abgebildete extrem gegen unscharfen Vorder- und Hintergrund abhebt.
    Heute hat sich die Sichtweise komplett geändert. Allgemein ist es mehr gefragt wenn etwas 100% freigestellt ist, im Bild regelrecht freigerückt vom Hintergrund.
    Das hat bestimmt etwas damit zu tun das unsere Sehgewohnheiten sich gegenüber denen von Kühn und seinen Zeitgenossen komplett geändert haben.
    Das Fernsehen und Filme ganz im Allgemeinen haben da den größten Anteil dran.
    Dort wird sehr viel mit dem Freistellen gearbeitet was zwar nicht der menschlichen Sichtweise entspricht aber weil wir es seit Jahrzehnte so vorgesetzt bekommen empfinden wir es als normal.
    Wenn man sich heutige Fotos anschaut, ganz besonders die mit den telezentrischen modernen Objektiven aufgenommen wurden, fällt auf das die scharfen Objekte wie flache Pappkameraden vor dem Hintergrund stehen. Ich finde das so was von unnatürlich und z.T. entsetzlich anzuschauen. Es fällt nur niemandem mehr auf.
    Bei manchen Objektiven, vor allem fallen mir da die Sigma Art Objektive ein, ist das so extrem das ich die Optiken nicht einmal mehr mit der Kohlezange anfassen würde.

    Wieviel mehr Gedanken hat man sich vor 100 Jahren bei der Konstruktion von Objektiven gemacht.
    Heute muss es 100% scharf zeichnen und die Brillanz muss einen förmlich anspringen.
    Im Grunde völlig öde und sehr schnell langweilig.
    Macht sich aber gut auf den Bildschirmen der Smartphones.
    Da bleibe ich doch lieber bei den alten Gläsern, egal ob an der Digitalen oder Analogen.

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  9. #7
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    Ich zeige hier mal zwei Fotos die zu der Reihe von Aufnahmen gehören bei denen ich verschiedene Objektive teste in Bezug auf Porträtfotografie.
    Aufnahmeformat ist 9x12cm und es wurde das 200mm Imagon mit der größten Siebblende h/5,8 verwendet.
    Film ist der Fuji UM-MA Röntgenfilm, mit Gelbfilter -1,5 LW; Kodak HC 110; 1+39

    Imagon 200mm: Scharfgestellt mit geschlossenem Sieb und zur Aufnahme wurde es komplett geöffnet.
    Das 200mm ist hart an der Grenze für dieses Format aber es ist schon gut im Nahbereich und dann geht es.
    Die Überstrahlungen sind nicht dominant aber sichtbar, sie verleihen dem Bild eine gewisse allgemeine Strahlkraft. Es ist aber weder weich noch ist es unscharf.
    Mit dem was gemeinhin mit Weichzeichner gemeint ist hat das Foto nichts zu tun.

    Dazu ein Foto das mit einem Rietzschel Linear Anastigmat 4,8/180mm bei f/4,8 aufgenommen wurde.
    Das Objektiv ist mehr als 100 Jahre alt, hat auch noch minimale sphärische Aberration trotz seiner acht Linsen.
    Wie ich finde kann aber selbst bei diesem Vergleich sehr schön gesehen werden wo der Unterschied liegt.
    Bei dieser Aufnahme sind nur noch die Augen scharf, alles andere geht mehr und mehr in der Unschärfe unter.
    Würde ich jetzt noch eine Aufnahme von einem Apo Sironar 5,6/180mm daneben stellen dann sähe die Augenpartie extrem scharf aus, alles andere wurde in der Unschärfe verwaschen wirken. Daher muss bei den Objektiven abgeblendet werden.

    Bei der Imagon Aufnahme kann die exakte Schärfeebene nicht genau bestimmt werden weil sie eben in die Tiefe geht und dreidimensional vorliegt.
    Wir haben alle gelernt das die Schärfe immer nur zweidimensional auf einer Fläche liegt und Tiefenschärfe ist lediglich eine noch tolerierbare Unschärfe.
    Beim Imagon liegt aber ein sehr tiefer Bereich vor der die selbe Größe der Zerstreuungskreise aufweist.
    Bei Anastigmaten ist sie nur sehr eng begrenzt und nur durch Abblenden zu erweitern.

    Bitte entschuldigt das ich hier nur den Kopf einer Schaufensterpuppe fotografiert habe aber zur Vergleichbarkeit ist es ideal weil er sich nicht bewegt und es geht schließlich auch nicht darum einen Preis damit zu gewinnen.




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