Hallo miteinander, ich möchte hier das Carl Zeiss Jena Prakticar 1.4/50 mm MC vorstellen, so gut ich es kann.
es hat eine sehr große Austrittlinse (30 mm):
Der Linsenaufbau sollte diesem entsprechen: (Quelle: http://www.pbase.com/kkawakami/prakticar_50mm_f14_first)
meiner Information nach und dank einiger Forenbeiträge anderer User (danke!) handelt es hierbei wohl um ein komplett eigen dafür gerechnetes Objektiv.
Produktionsjahr: ?
Filtergewinde: 52 mm
Bajonett: Prakticar B
Naheinstellgrenze: 36 cm (Angabe Fokus-Ring)
minimale Blende: 1.4
maximale Blende: 16
Blendenlamellen: 6, nicht lackiert, pures Metall.
Höhe maximal ausgefahren (ab Auflage): 54 mm
Höhe minimal ausgefahren (ab Auflage): 43 mm
Multicoated: ja
Testumgebung:
Eine Sony NEX 5N (Sensorgröße: APS-C (!) ) per Adapter.
Manuelles fokusieren funktioniert somit über die Bildlupe hervorragend.
Haptik:
300 g bringt das Objektiv auf die Waage und fühlt sich damit schon sehr wertig an.
Der griffige Gummiring ist auch immer noch nach Jahren sehr elastisch und wird nicht porös.
Fokusieren fällt mir damit recht leicht, man dreht nicht aus Versehen zu schnell zu weit oder zu kurz, die Übersetzung ist genau richtig, auch läuft das Objektiv nach den Jahren noch butterweich.
Die Blende ist keine direkt betriebene Blende, sondern eine, welche ein Raster besitzt und mit einer Zugfeder funktioniert, was sehr unpraktisch werden kann, wenn die Lamellen verharzen, wovon ich zum Glück verschont bin.
Aüßerer Eindruck:
Das Objektiv sieht nach all den Jahren extrem wertig aus, vor allem die Eintrittslinse ist ja ein Riesenauge, da macht das Objektiv schon vom Anschauen her Spaß.
An einigen Stellen gibt es kleine Lackabplatzer, die aber nicht weiter schlimm sind, da die drunterliegende Schichten ebenso eine schwarze Färbung hat. (Der Blendeinstellring hingegen scheint ein anderes Material zu sein, wahrscheinlich Aluminium)
Außerdem liest man überall, dass die Linsen sich über die Zeit gelb verfärben. Zwar haben diese einen leicht gelben Schimmer, den ich allerdings eher auf die Vergütung zurückführen würde. Einen Gelbstich konnte ich bisher nie erkennen in den Bildern.
Bilder + Verhalten:
Mein "Testaufbau" hat sich so gestaltet: Expedit-Regal (3:2 -Fächer, sehr praktisch), mit ausgedruckten Testtafeln in den Ecken und der Mitte bestückt, generell Regal bestückt. Parallelität grob ausgerichtet, richtiges Einstellwerkzeug war mir leider nicht vorhanden. Genauso kein künstliches Licht. Ich war also auf das Licht durch meine Fenster angewiesen. Bilder wurden mit einem fest eingestellten Weissabgleich als JPG gespeichert.
Restliche Bilder sind RAW gewesen und wurden mit Lightroom nachbearbeitet. So sieht man manchmal Vignetten. Diese sind aber nachträglich eingefügt.
Testbilder:
Blende 1.4:
Blende 2:
Blende 2.8:
Blende 4:
Blende 5.6:
Blende 8:
Blende 11:
Man kann gut erkennen, dass Blende 1.4 und Blende 2 noch vernebelt sind, 2.8 hingegen schon vollkommen gut abbildet.
Schärfe ist sogar von Anfang an komplett vorhanden, keine Verzerrung. Chromatische Aberation ~> 0.
Ich habe auch hier mal die Ecken und die Mitte gecroppt:
Mit viel bösem Willen kann man in den Ecken eine leichte Verzerrung erkennen. Womöglich sollte es tatsächlich mal nach Görlitz zum generalüberholen.
Ich denke so weit sprechen die Bilder eigentlich für sich.
Um das Bokeh zu demonstrieren habe ich gestern aus dem Sitzen mehrere Bilder geschossen:
Blende 1.4:
Blende 2:
Blende 2.8:
Blende 4:
Blende 5.6:
Blende 8:
Blende 11:
Das Bokeh ist vor allem bei Offenblende sehr chaotisch. Aber es kann gefallen.
Zum Verhalten des Objektivs:
Man kann oben schon erkennen, dass es die Farben bei niedriger Blende gerne überscheinen lässt, bzw. diese einen farbeigenen Saum bilden.
Bei wenig Licht ist das nicht so ein großes Problem wie bei normalem Tageslicht. Hier kann es recht störend sein.
Es ist höllisch streulichtempfindlich.
Eine Streulichtblende (welche ich nicht habe) ist eigentlich Pflicht.
Auch gibt es manchmal diese unschönen Effekte:
hier sieht man den helleren Fleck in der Mitte, das tritt ab und an (aber eher selten) auf und lässt sich kaum vermeiden. Ich schätze, dass das interne Reflexionen im Objektiv sind. Das Bild hier ist nachbearbeitet. Der Fleck hat meist einen blau/violett-Stich und senkt den Kontrast.
Durch die Naheinstellgrenze kommt man recht gut an Objekte heran:
Wenn es näher sein soll kann man auch Zwischenringe benutzen (habe da noch originale Prakticar-Ringe):
Ich hätte auch noch mehr Beispielbilder, aber ich darf nur maximal 30 pro Beitrag einfügen.
Fazit:
Ein streulichtempfindliches, sehr gut abbildendes (ab Blende 2.8), scharfes, nett zu bedienendes Objektiv mit gewöhnungsbedürftigem Bokeh.
Eins meiner Lieblingsobjektive.