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Thema: Canon 1D Mark IV

Baum-Darstellung

  1. #1
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Standard Canon 1D Mark IV

    Eine Canon EOS 1D Mark IV oder ein gerettetes Profigerät

    Hier ist das gute Stück...

    Name:  1D4toll.jpg
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    Ein in der Nähe wohnender Nachbar überreichte mir die Kamera anlässlich eines Kranken-Besuchs bei seinen Eltern um „nach dem Rechten“ zu sehen. Da er aus gemeinsamen Gesprächen wusste, dass ich ein Fotoforum besitze und versiert in Sachen Fotografie, Mechanik und Elektronik bin, hielt er es für eine gute Idee, mir diese Kamera mitzubringen, die er in einem Müllcontainer auf dem Firmengelände gefunden hatte.

    Er übergab sie mir mit der Bemerkung, vielleicht könne ich ja noch was damit anfangen… als Ersatzteillager oder eventuell bekäme ich das Ding wieder zum Laufen.
    Ohne weiter hinzusehen, hielt ich die klobige Kamera zunächst für eine große, uralte 1er Version mit nur 4,2 MPix, bedankte mich brav für das Geschenk statt einfach abzuwinken und packte die Kamera eher achtlos in den Korb meiner Frau, in dem wir unsere Gastgeschenke für den Besuch transportiert hatten. Die Canon 1er waren mir immer viel zu teuer, weshalb ich bei den vielen 1er Versionen auch die Unterschiede nicht so parat hatte.

    Erst nach der Rückkehr in unser Haus fiel mir beim Auspacken und näherer Begutachtung der Namenszusatz „Mark IV“ auf. Schlagartig kam Freude auf, denn Ich erinnerte mich sogleich daran, dass die 1D Mark IV in etwa zur gleichen Zeit wie meine 5D Mark II auf den Markt kam (in 2009) und somit schon über Live View, den 920.000 Pixel Bildschirm und sehr viele ernst zu nehmende Features verfügen musste. Das erinnerte ich noch, weil ich mich damals intensiv mit den Canon Kameras dieser Zeit befasste, bevor ich die erschwinglichere 5D MKII kaufte.

    Also schnell nochmal im Internet nachgeschaut, was die Kamera so alles „können“ musste zu der Zeit ihres Erscheinens.

    Und dann staunte ich nicht schlecht…

    10 Bilder/Sekunde, große ISO Range bis ISO 102.000 , 1/8000 Sekunde schnellste Verschlusszeit, Video-Funktion, mit Zubehör Geo-Loging und viele andere Dinge. Sensorgröße ist mit APS-H auch schon vertretbar (Cropfaktor 1,3x), Augen – AF, speicherbare AF-Felder, ….. und „Gebraucht“ wird dieses ehemalige Spitzenmodell immer noch ziemlich hochpreisig gehandelt (um die 600-900 Euro, je nach Zustand).

    Da kam Freude auf, denn so eine Kamera fehlt mir noch in der Sammlung, wenn sie denn funktioniert oder ich sie wieder „zum Laufen“ bringe. Mit APS-H wäre sie überdies eine willkommene Kamera für meine Supertele-Objektive von Canon, für Sport oder Tierbeobachtungen aus der Ferne. So würde dann mein 4.5/500mm schnell und einfach zu einer äquivalenten 650mm Brennweite… klasse.

    Doch zunächst galt es heraus zu finden, warum diese hochwertige Kamera in den Müll gewandert ist, denn dahin wanderte sie sicher nicht ohne Grund.

    Erschwerend war zunächst, dass es keinen Akku gab, so dass ein sofortiger Test nicht möglich. Also blieb zunächst nur die visuelle Überprüfung:
    1. Spiegel sah gut aus
    2. Verschluss sah gut aus
    3. Prismendach sah gut aus
    4. Belederung intakt und Dichtungen vollständig

    Das Akkupack LP-E4 wurde vor dem Gang in den Müll vom Vorbesitzer ordnungsgemäß entfernt, die Augenmuschel fehlte und auch die Einstellscheibe wurde entnommen, bevor die Kamera weggeworfen wurde. Da sich nach kurzer Recherche im Internet herausstellte, dass die Akkus sehr, sehr teuer sind, zudem das Ladegerät für die Mark IV (Doppelladegerät) seinerzeit so viel kostete wie eine kleine Consumer Kamera heutzutage (um die 280 Euro damals im Zubehör), galt es nun, die Kamera irgendwie „unter Strom“ zu setzen um zu sehen, ob sich da überhaupt noch irgendwas „rührt“ in der Elektronik.

    Für 26 Euro inkl. Porto besorgte ich mir zunächst einen Nachbau – "Netzteil – Dummy" von einem Händler der aus Deutschland lieferte.
    Diese Kosten erschienen mir noch vertretbar beim Scheitern der geplanten Aktion.
    Es wurde dann nur noch ein 12V/2.5 A Netzteil benötigt, dass ich einem alten Telekom V704 Router entnahm und das mit seinem Stecker und der Kupplung des Netzgeräte-Einschubs harmonierte.

    Die Enttäuschung war groß, als ich den gekauften Akku-Dummy einlegte und die Kamera einschaltete. Auf dem oberen Display war lediglich ein blinkendes Batterie-Symbol sichtbar… ansonsten rührte sich nichts, aber auch gar nichts mehr an dieser Kamera.
    Einschalten, Ausschalten… Akkupack rein und raus… die Kamera wollte nicht mit mir „reden“.
    Die Displays blieben bis auf das Batteriesymbol auf dem oberen LCD dunkel und nichts rührte sich!
    Frust… sollte es das nun schon gewesen sein mit der Kamera?

    Noch einen Anruf beim Canon Service Rüdiger Maerz in Hamburg… es gab offiziell keine Ersatzteile mehr und vor allem keine Garantie auf die geleistete Arbeit, falls ich das Gerät einschicke und sie es wider erwarten doch zum Laufen bringen sollten.
    Mit der Seriennummer konnte aber bei denen recherchiert werden, dass die Kamera zur Einholung eines Kostenvoranschlags war.
    Das damalige Ergebnis: „Wasserschaden“…
    Unreparierbar zurück an den Einsender.

    Sorry, aber das hielt ich für ausgemachten Blödsinn und Ausdruck dafür, dass die keine Lust mehr darauf hatten, sich mit der Kamera zu beschäftigen, was ich weiter unten dann erkläre.

    Und sofort erwachte wieder das „Bastel-Gen“ in mir. Wäre doch gelacht…

    Wenn das Teil also schon komplett defekt ist, lebt es sich ja völlig ungeniert bei der Suche und die Kamera konnte ja ansonsten wieder in den Müll wandern, wenn alles scheitern sollte.
    Also aufschrauben die Kiste und sich das Gerät einmal von Innen ansehen und sei es nur für den Lerneffekt.
    Bei der Gelegenheit kann man ja mal die Kontakte reinigen und sich im Wiederzusammenbau „schulen“.

    Gesagt, getan. Kiste aufgemacht, mit Kontaktspray und Sprühwäsche sowie einem Radiergummi gewappnet die Kontakte gereinigt, die mir zunächst auf der obersten Ebene entgegen guckten. Und nun noch der notwendige kleine „Seitenhieb“ auf den Canon Service… nach dem Öffnen der Kamera war aber auch überhaupt nichts davon zu sehen, dass die Kamera irgendwie mit Wasser in Berührung gekommen ist, geschweige denn ins Wasser gefallen wäre. Aus meiner Sicht hatte man schlicht keine Lust, diese Kamera wieder instand zu setzen, zumal die bei den vorgegebenen Arbeitszeit- und Materialpreisen natürlich einen zeitwertgerechten Reparatur-Preis ohnehin nicht hätten bieten können. Da ist es dann einfacher, dem Kunden gegenüber mit unwirtschaftlicher Reparatur zu argumentieren und aufgrund von eventuellen Folgeschäden die Ablehnung von Garantien auf die geleistete Arbeit auszusprechen.

    So kann man eine schöne Kamera eben der Entsorgung zuführen und dem Kunden die neuesten Produkte anbieten.

    Nicht mit mir und ich hatte ja ohnehin nichts zu verlieren. Kameras habe ich genug, aber ich kann es nicht vertragen, wenn ein so schönes Stück Technik einfach in den Müll wandern soll, weil Canon es so möchte und den Vorbesitzer mit den unberechenbaren, möglichen Folgeschäden und Kosten hinreichend verängstigt hat

    Also ging es auf eigene Verantwortung weiter und ich öffnete die Kamera völlig ungeniert.

    Alle Flachbahnkabel von den Baugruppen gezogen, Kontakte gereinigt und wieder zusammengesteckt, dabei gleich die verschiedenen Verbinder kennengelernt (Quetschverbinder, normale Steckverbinder, aber alles im Subminiaturbereich). Von Vorteil ist hier unbedingt ein Satz feiner Pinzetten, um die verschiedenen Flexverbinder und Winkelverbinder sicher halten und einführen zu können. Hatte ich gottseidank alles in meiner Werkstatt.

    Nach dem ersten Wiederzusammenbau den Netzteileinschub eingerastet und siehe da, große Wunder geschahen… zum allerersten Mal meldete sich der Bildschirm der 1D MK IV mit der Fehler-Meldung, das eine Sensorreinigung nicht möglich sei und forderte das Ein- und Ausschalten der Kamera. Hurra, ein erster Fortschritt. Die Kamera gab wieder eine Rückmeldung via ihres Bildschirms.

    Der Anweisung gefolgt, startete die Kamera mit der Frage, ob die als „Unbekannt“ erkannte Stromquelle verbunden werden soll, was ich sofort mit einem OK quittierte. Das große Display gab nun endlich Meldungen aus, mit denen ich etwas anfangen konnte.

    Also hatten die bisherigen Arbeiten zumindest dazu geführt, dass sich die Kamera wieder „regte“.
    Das gab Hoffnung, die Geschichte in den Griff zu bekommen. Nun musste herausgefunden werden, welche Baugruppe in der Kamera den Dienst versagt.

    So ging es dann an das „Checken“ der verschiedenen Funktionen, da das Display ja Rückmeldung gab.

    Nun gelangte ich also ins Einstell-Menü, denn die Tasten reagierten auch allesamt wie gewohnt von der 5D MKII. Alles war zunächst sehr ähnlich dem 5D MKII - Menü, was vieles erleichterte.
    So konnte ich dann im ersten Schritt die lästige Option der „automatischen Sensorreinigung beim Ein- bzw. Ausschalten im Menü der Kamera deaktivieren, die nach wie vor bei jedem Einschalten die Meldung ERR06 „Sensorreinigung funktioniert nicht“ auswarf.

    Nach dem Neu-Einschalten der Kamera verlangte sie nach einer CF oder SD Karte in einem der beiden Slots…
    Also erst einmal eine 2GB CF Karte gesucht und eingelegt, ins Menü gewechselt um die „Formatierungsfunktion“ via Kamera zu testen. Funktionierte einwandfrei… also war der Kartenleser der Kamera offensichtlich intakt, was auch mit der Bildwiedergabe von einer zweiten CF Karte meiner 5D MKII offensichtlich wurde, denn nun sah ich Bilder, die ich zuvor mit der 5D aufgenommen hatte auf dem Display. Der SD Slot funktionierte ebenfalls in allen Operationen schreibend und lesend.

    Im Menü dann die Kamera auf Werkseinstellungen zurückgesetzt, alle Individualfunktionen gelöscht und lediglich die beschriebene "Sensorreinigung beim Start" wieder deaktiviert um den ERR06
    zu verhindern, der ja immer wieder zum Ein-Auschalten der Kamera und den lästigen Fragen nach der Verbindung des "Fremdakkus" (=Netzteil) zwang.

    Im Anschluss dann alle Menüpunkte durchforstet und getestet…. sogar bis hin zum Aufspielen der Firmware 1.15 (die aktuellste Version) denn die Kamera hatte noch eine 1.04 oder ähnlich niedrig.
    So wollte ich herausfinden, ob Canon einen eventuell in der 1D MK IV Serie später aufgetretenen "BUG" über ein Firmware - Update behoben hat,

    Also erst einmal „Grund reinbringen“ in Form des aktuellen Firmware-Stands, bevor ich dann die verschiedenen Modi und Module testete.
    Zunächst wurden alle Modi „AV/Tv/M eingetastet… funktionierte.
    Die Sensorfeld-Auswahl für den Autofokus getestet… lief
    ISO Einstellungen/Auto-ISO Funktion… lief
    Zeiten/Blendenwertverstellung…. lief
    Bildschirmhelligkeit…. funktionierte
    AF – Test mit einem EF 1.8/50mm der ersten Serie mit Metallbajonett… lief einwandfrei, Kamera stellte sehr, sehr schnell scharf und beepte, wenn Schärfepunkt gefunden.
    Backlight der kleinen Displays… lief
    Messbereichsumschaltung für Belichtungsmesser (SPOT INTEGRAL etc…) lief

    Soweit, so gut… alles schien zu funktionieren, was mit der Einstellerei zu tun hatte und auch das AF Modul war intakt.

    Beim ersten Auslösen aber schaltete sich die Kamera wieder komplett weg… Absturz und Neustart.

    Erneut die Frage, ob der "Akku" benutzt werden soll. Ich nenne das von nun an
    „Neustart-Procedere“ um es nicht ständig wiederholen zu müssen.

    Nach einigen „Runden“ mit immer dem gleichen Procedere nach neuerlichen Abstürzen schaute ich mir die Kamera durch das Bajonett hindurch an, weil der Spiegel überhaupt nicht hochklappte, der Verschluss nicht öffnete… ich wollte wissen, ob da irgendwas blockiert.

    War aber nicht… man sah nur, das bei leicht angehobenem Spiegel der Verschluss „zuckte“ bei Durchdrücken des Auslösers, sich aber nicht öffnete und auch der Spiegel schien keine Anstalten zu machen, nach oben zu klappen.

    Spiegel und Hilfsspiegel sahen doch intakt aus.

    Der nächste Gedanke um den Verschluss-Vorhang zu öffnen war es, eine manuelle Sensorreinigung „anzustoßen“. Dazu wechselte ich in das Kamera-Menü und aktivierte den Punkt in der Hoffnung, der Spiegel würde hochklappen und den Sensor freigeben. Funktionierte aber leider nicht, sondern stattdessen „schmierte“ die Kamera wieder ab und das „Neustart-Procedere“ begann erneut..

    OK, als dritte Option endlich den Sensor mal zu Gesicht zu bekommen (schließlich richtet sich danach, ob die ganze Aktion einer Reparatur überhaupt „Sinn“ machen würde), fiel mir das LiveView – Bild ein.

    Also im Menü dann die LiveView – Funktion für Fotos kontrolliert und mit dem OK Knopf aktiviert.
    Sofort klappte der Spiegel hoch und der Verschluss öffnete sich. So konnte ich erstmalig den gepflegten, sauberen und absolut kratzerfreien Sensor begutachten. Keine Kratzer auf dem Sperrfilter, kein Staub, nichts außer dem tadellosen Sensor. Damit war auch klar, dass die Spiegelmechanik und auch der Verschluss intakt waren. Warum also nicht beim Auslösen?

    Allerdings verblieb die Kamera in diesem Zustand, denn die Elektronik hatte sich wieder Mal weggeschaltet/aufgehängt… Ist aber normal, dass die manuelle Reinigung erst nach Ausschalten den Verschluss und den Spiegel wieder in Normalposition bringt. Normal ist aber nicht, dass die Kamera nach der Freigabe des Sensors wieder „abstürzte“.
    Aus und Einschalten brachten nichts.

    Erst nach dem Entnehmen und Wiedereinlegen der Stromversorgung gab es einen „Doppel-Klick-Klack“ , der Verschluss schloss sich und der Spiegel klappte wieder herunter. Dann folgte das „Neustart-Procedere“ mit der Frage, ob dieser Akku verwendet werden soll.

    An dieser Stelle folgte dann für mich selbst erst einmal eine Bestandsaufnahme der bisherigen Erkenntnisse:

    Canon deklarierte die Kamera als „Wasserschaden“, mit vermutlich erheblichen Kosten, weil die Ursache In der Elektronik liegen würde. Also ist da „Platinen-Tauschen“ auf Verdacht angesagt…bis es passt, die bei Canon bevorzugte Methode aus zeittechnischen Gründen.
    Fehlersuche auf Platinen und in den Baugruppen ist zeitintensiv mit entsprechend hohen Stundensätzen bei Canon multipliziert, war dies für mich keine Option und macht Canon ja gar nicht erst.

    Bei meiner 5D Mark II hatte ich dieses „Durchtauschen“ auf Verdacht bei Canon schon einmal erlebt.
    Erst war es angeblich der Verschluss im Kostenvoranschlag, danach dann irgendwas am Spiegelkasten, der komplett getauscht werden musste. Man stocherte damals fast 2 Wochen an der Kamera herum, auch weil der Spiegelkasten erst aus Willich kommen musste.

    Den Verschluss, der damals erst 50-60Tsd. Klicks hinter sich hatte (soll angeblich 150.000 machen) tauschte Canon „auf Kulanz“, das letztendlich aber nach deren Aussagen „schuldige“ Spiegelkasten-Modul durfte ich dann für 280 Euro bezahlen, weil sich das Gerät bereits leicht außerhalb der Gewährleistung befand.

    Die 1D Mark 4 ist aber erheblich komplexer aufgebaut mit deutlich mehr Modulen im elektronischen Bereich. So könnte die Fehlersuche auf elektronischer Ebene auch deutlich kostenintensiver werden.

    Da ich die Kamera ja nun geöffnet und mehrfach wieder zusammengebaut habe, ging es nun darum, die einzelnen Teile aus denen sie aufgebaut ist, näher kennen zu lernen. Dabei half mir ein für knapp 6 Euro in Amerika angebotener Download einer „Parts List“ zur 1D Mark IV.
    Danach wusste ich dann, wie die Ersatzteilbezeichnungen lauteten und wo die Lage der einzelnen Teile einzuordnen ist anhand der Explosionszeichnungen. Auch wurden mir dadurch die Begrifflichkeiten klarer und was wofür „zuständig sein könnte“.

    Also musste nun ein Weg gefunden werden, die Fehlersuche exakter einzugrenzen und mir Rat anderenorts einzuholen.

    In meiner Foren-Zeit vor dem DCC war ich auch sehr viel im DSLR Forum unterwegs… und bedingt durch meine alte 5D „classic“ bei der der Sensor von Zeit zu Zeit manuell gereinigt werden musste, hatte ich mich bereits sehr früh mit einer „Discofilm“ Reinigungsmethode auseinander gesetzt, die mir bei allen meinen Canon Kameras alter Tage (350D, 400D, 5D) sehr gute Dienste geleistet hatte.

    Diese Methode mittels eines aus der Vinyl-Platten-Ära bekannten Reinigungsverfahrens von Schallplatten den Sensor zu reinigen, erschien mir äußerst Plausibel.
    Sie wurde später bei den neueren Sensoren von einer „Sensorfilm“ genannten Methode abgelöst.

    Rainer Hönle hieß der User, mit Nickname „Nightshot“ im DSLR – Forum unterwegs, der dieses Verfahren einer breiteren Nutzergruppe zugänglich machte. Über die Jahre kreuzten sich lesend mehrfach die Wege in den Interessenbereichen zum Thema DSLR.
    Dabei fiel mir immer wieder auf, wie er sich um die Canon Kameras anderer User kümmerte. Als technisch begeisterter „Computer-Nerd“ las ich seine Berichte um die Canon Protokoll Entschlüsselungsversuche und die Diskussionen mit anderen Usern des Forums zu dem Thema mit großer Begeisterung.
    Auch erste Berichte über gekürzte Spiegel der 5D Kameras die er durchführte, erweckten mein Interesse, weil ich genau das für meine Umbauten gebrauchen konnte. Leider kam es aber – außer einem kurzen PN Austausch zum Thema Spiegelkürzung nie zu einem längeren Austausch.

    Gleichwohl erschien es mir eine gute Idee zu sein, einmal Kontakt zu ihm aufzunehmen, denn ich vermutete aufgrund der Vorschilderungen auch deutlich fundierte Kenntnisse bei der Analyse der Fehler an Canon Kameras.

    Wer sich schon so tief in die Innereien der Canon Kameras eingearbeitet hat, dass er Protokolle mitloggen kann, Spiegel kürzen (dazu muss die Kamera schon erheblich auseinander genommen werden, will man es richtig machen) und noch so einige weitere Dinge mit den Kameras anstellen kann, der wäre in diesem Falle der 1D Mark IV eventuell der „Mann für die hoffnungslosen Fälle“.

    Gesagt, getan… Rainer Hönle angerufen und ihm umfangreich die bisherigen Versuche und Ergebnisse der Eigenarbeiten geschildert.

    Er nahm sich viel Zeit zum „Zuhören“ der genauen Fehlerbeschreibungen, der bislang erzielten Erfolge und es war ein sehr, sehr informatives Gespräch über die möglichen Ursachen des Kameraverhaltens. Er nannte mir einige mögliche Ursachen, die aber aufgrund der Komplexität der Kamera erst genauer eingegrenzt werden müssten durch Auslesen des Fehlerspeichers. Ich staunte nicht schlecht, dass die Kameras – ebenso wie PKW neuerer Bauart – einen solchen Fehlerspeicher besitzen.

    Diesen kann man mittels einer Analyse – Software wohl auslesen um daraus Rückschlüsse zu ziehen.
    Neu war mir auch, dass sich auf den PCB (Printed Curcuit Board) - Platinen wohl auch Sicherungen befinden, die durchbrennen können um die Elektronik vor weiteren Schäden zu schützen.

    Mehr im Scherz entschied ich mich in dem Telefonat nach dem Aufzählen der möglichen Ursachen dafür, die „Reparatur-Variante“ mit einer durchgebrannten Sicherung als Ursache zu wählen… was gemeinsames Lachen am Telefon zur Folge hatte, schlicht weil es die billigste aller möglichen Ursachen sein könnte.

    Ein insgesamt sehr, sehr nettes und anregendes Telefonat, bei dem ich erkannte, dass dieser Mann viel Ahnung von den Kamera – Interna besitzt und es mit Sicherheit nicht die erste Canon Kamera wäre, die er auf den Tisch bekommt. Er merkte aber auch gleich, dass ich mich nicht zum ersten Mal mit Fehlersuche und Elektronik beschäftigte…. Eben weil wir auch noch viel fachsimpelten.

    Wir verabredeten die Zusendung der Kamera, die ich am gleichen Tag noch in die Post gab, verbunden mit dem Gefühl, dass der „Hobel“ bei ihm in guten Händen ist.

    Nun, knapp 3 Wochen später telefonierten wir erneut über seine Fortschritte in Sachen „Fehlersuche“…

    Sein erster, scherzender Kommentar war… hätten sie mich in zwei Stunden angerufen, hätte ich mehr sagen können, denn ihre Kamera liegt gerade „offen“ auf meinem Tisch…

    Ich vertiefe dieses witzige und nette Gespräch nun nicht weiter… einfach ein netter Typ.

    Nach ca. 3 Stunden rief Herr Hönle bei mir an und teilte mir mit, dass die 1D Mark IV nun wieder mitspielt.

    Vor Freude ging ich fast durch die Decke… grins. Diese tolle Kamera war nun wieder zum Leben erweckt worden.

    Es folgte ein ca. 20 minütiges Gespräch über den gefundenen Fehler.

    Es stellte sich heraus, dass die eher scherzhaft gemeinte, von mir „bevorzugte“ Reparatur durch Sicherungstausch in der Folge tatsächlich den Anstoß gab und zum Ziel führte, wie gleich erklärt werden wird.

    In einem kurzen Moment, in dem von ihm mittels seiner Analyse - Software versucht wurde, die kamera-internen Fehler aus zu lesen, konnte noch kurz ein Shutter-Count von 115.000 Auslösungen und wohl das Fehlen einer Spannung in einem Zweig herausgelesen werden, bevor die Kamera wieder mit dem bekannten „Neustart-Procedere“ abstürzte.
    Er hatte wegen des Hinweises auf eine fehlende Spannung dann aber sogleich die Sicherungen durchgemessen und eine war tatsächlich durchgebrannt. Nachdem eine neue eingelötet wurde, schmolz diese aber nach dem ersten Auslösen der Kamera sofort wieder durch und die Kamera zeigte erneut den gleichen Fehler.

    Also musste es irgendwas sein, was unzulässig hohen Strom „zog“.

    Dies kann sowohl von Kurzschlüssen auf elektronischen Platinen herrühren, aber auch mechanisch bedingt sein… hier kommen die kamerainternen Motoren als Kandidaten zwingend in Frage.
    Solche Probleme sind mir von den Hasselblad – Kameras geläufig, zuletzt beim "Wanderkamera-Projekt" mit einer Hasselblad 500 ELM, wo ebenfalls die Sicherung durchbrannte aufgrund unzulässig hoher Stromaufnahme durch die mechanische Blockade des Kamera-Motors während der Auslösung/respektive des elektrischen Filmtransport.

    Also Elektronik versus Mechanik (als Analogteil) war jetzt hier die Frage. Da ist es, wenn die Kamera schon geöffnet ist, naheliegend, sich zunächst den mechanischen Teil anzuschauen, bevor man die Platinen stückchenweise durchtauscht.

    Und „Bingo“ dieser Weg führte letztich zum erhofften Erfolg.

    Im weiteren Verlauf stellte sich heraus, das wohl in der Tat, wie auch von Canon festgestellt, ein Wasserschaden vorgelegen haben muss und vermutlich irgendwelche korrodierenden Zahnräder den Transport des Vorhangs oder der Spiegelmechanik in Mitleidenschaft gezogen hatte, die dann blockierten und der zuständige Motor unzulässige Ströme über einen zu langen Zeitraum abforderte…. was aus Schutzzwecken zum Durchschmelzen der Sicherung führte.
    (Vor lauter Freude hab ich da schon nicht mehr so genau zugehört… muss ich gestehen)

    Durch den Ersatz dieses Bauteils, das bis auf ein geändertes PIN Layout mit dem einer 1D MKIII ident ist (so wie ich das verstanden habe), gelang durch den Austausch und leichte Änderungen dann die Reparatur und die 1D Mark IV tut nun wieder genau das, was sie soll.

    Aufgrund der absolut erstklassigen Erfahrungen mit Rainer Hönle möchte ich an dieser Stelle für das gesamte Forum eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen, ihn zu kontaktieren, wenn es zu Problemen mit Canon Kameras kommen sollte, die Canon nicht mehr repariert.

    Zwar geht er selbst davon aus, dass die Zukunft den spiegellosen Kameras gehören wird, aber diejenigen, die professionelle Hilfe bei Ihren Altsystemen im DSLR Bereich benötigen, wird Herr Hönle sicherlich noch viele Jahre weiterhelfen können, weil er sich mit allen Canon Kameras auskennt und sicherlich auch im Zeitalter der spiegellosen Kameras wird weiterhelfen können, wenn es um Probleme geht.

    So geht nun diese Geschichte dem erfreulichen Ende entgegen und ich freue mich darauf, mit dieser absolut tollen Kamera hoffentlich noch viele Jahre erstklassige Bilder machen zu können.

    Die Kosten für die Reparatur waren sehr moderat und zeitwertgerecht zu nennen, so dass ich auch unter dem Aspekt immer wieder eine Anfrage starten würde, falls man mit seiner DSLR Probleme hat.

    Nun hab ich mir – da die Kamera wieder läuft und die Reparaturkosten sehr moderat waren – auf dem Gebrauchtmarkt günstig noch einen Originalen Canon LP-E4 Akku und ein passendes Ladegerät gekauft und diese absolut tolle Kamera heute erstmalig spazieren geführt.

    Fortsetzung mit Bildern folgt.

    LG
    Henry
    Geändert von hinnerker (11.08.2019 um 11:45 Uhr)
    Canon EOS 5D MKIII, 5D MKI, Canon 1D MK IV, Sony A7, NEX7, A7 II.. und viele, viele feine Objektive aus dem Altglas-Container..


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