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Canon nFD 24-35/3.5 L nach EF Umbaudokumentation
Zwischen verschiedenen anderen Tätigkeiten rund ums Forum war es mal wieder an der Zeit, ein Objektiv umzubauen, damit man es nicht ganz verlernt:bananajoe
Diesmal musste ein Canon nFD 24-35mm L "dran glauben"..
Anhang 15798
Die technischen Informationen findet ihr hier..
http://www.mir.com.my/rb/photography...zooms/2435.htm
Schon etwas "abgerockt" aber vom Glas her in gutem Zustand, galt es zunächst zu prüfen, ob das Objektiv an der 5D MKII zu betreiben wäre, ohne den gefürchteten Spiegelschlag zu bekommen.
Nachdem der nFD Mount abgenommen wurde.. so sehen die Komponenten eine nFD Mounts für die unerfahrenen mal gezeigt, aus.
Der gesamte Mount..
Anhang 15799
und hier die Komponenten..
Anhang 15800
1. Die Blechlasche
2. innere Blendenumlenkhebel und Federplatte
3. innenverschraubte Auflagefläche (diese ist gegen 3 Auflagestützpunkte am Objektiv mit 4 Schrauben verschraubt)
Von diesen Teilen benötigen wir für den Umbau die unter Punkt 3. genannte innere Auflagefläche..
Anhang 15801
Diese wird zunächst ziemlich aufwändig von den seitlichen Erhebungen getrennt und anschließend heruntergeschliffen, so das sich eine ebene Auflageplatte ergibt, die mit dem Objektiv wieder verschraubt wird. Auf diese Auflagefläche wird später der neuen EF Adapter plan aufgebracht. Aus diesem Grund müssen an geeigneter Stelle auch neue Gewinde gebohrt und geschnitten werden.. diese können mit per Klebstoff fixiertem Adapter frei ausgerichtet und gesetzt werden. Vorbohren mit 1.2mm, dann mit einer Gewindeschneide auf 1.6mm Gewinde einbringen.
Anhang 15802
Das Trennen und herunterschleifen der gezeigten, neu geschaffenen Auflagefläche für den Adapteranschluss muss so weit gemacht werden, das die Schraubenköpfe, mit denen das Originalteil am Objektiv verschraubt war, ebenfalls um einiges mit heruntergeschliffen werden....
Anhang 15803
Hier sieht man den ungefähren Abtrag..
Um das Plan-Schleifen plan machen zu können, habe ich eine alte nFD Zoom 70-210mm - Leiche aus dem Fundus benutzt, auf die ich dieses Werkstück dann schraubte und mit komplett so weit plan herunterschleife mit entsprechendem Schleifpapier auf einem meiner Granitschreibtischplatten in meiner Werkstatt. Mit kreisenden Bewegungen wird dann das gesamte Objektiv Anschlusseitig heruntergeschliffen. Durch das Gewicht des Zoomobjektiv und den dadurch erreichbaren Andruck wird die zu bearbeitende Platte mitsamt den Schrauben ebenmässig geschliffen.
Danach wird dann diese Auflageplatte gereinigt und wieder auf das richtige Objektiv gesetzt.
Es wird soweit heruntergeschliffen, bis quasi, wie oben im Bild gezeigt, nur noch ein Teil der Schraubenköpfe stehen bleibt und grad noch so mit einem Schraubendreher wieder benutzt werden kann. Natürlich wären auch Schrauben mit einem kleineren Kopf zu besorgen, jedoch ist die Gewindesteigung selten und so hab ich die Sachen beieinander.
Dieses Vorgehen habe ich so gut wie bei allen nFD Umbauten bislang angewandt und konnte dann eigentlich mit aufgesetzter Adapterplatte auch ein Unendlich des Objektivs erreichen.
HIER BEI DEM OBJEKTIV WAR ES NICHT MÖGLICH... noch weiter hätte ich schleifen müssen, aber dann hätte ich keine Schlitze mehr in den Schraubenköpfen gehabt und die Platte nicht mehr vom "Fremdobjektiv" für das Schleifen herunter bekommen.
Also musste bei diesem Objektiv das Unendlich zusätzlich über das Schleifen des für den EF Anschluss genutzen M42 auf EOS EF - Adapters erfolgen..
Dieser musste dann zusätzlich auf 1,15mm heruntergeschliffen werden...
Anhang 15804
links, geschliffener Anschluss für das Canon nFD 24-35mm L,
rechts Originaladapter
Es folgen dann etliche Versuche, den Unendlichkeitspunkt bei zusammengeschraubtem Objektiv an der 5D zu finden und gleichzeitig zu sehen, ob es dann Probleme mit dem Spiegel gibt.
Als ich den U-Punkt dann hatte, hing der Spiegel bei 24mm leicht. Eine leichte Drehung des Zoom - Ringes um 1-2mm jedoch ließ den Spiegel am Objektiv vorbeisegeln, so das die untere Brennweite ohne Berührung wohl bei 25mm liegen dürfte. Kann man mit Leben oder eben LiveView bei 24mm benutzen an der 5D MKII
ENDE TEIL 1
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AW: Canon nFD 24-35/3.5 L Umbaudokumentation
Teil 2..
Nachdem nun der Unendlichkeitspunkt gefunden ist und innere Auflageplatte hergestellt, M42 Adapter entsprechend auf 1.15mm heruntergeschliffen, neue Gewinde gebohrt und der Adapter am Objektiv sitzt, folgt der nächste Schritt..
Wiederinbetriebnahme der Blendensteuerung... so sieht der Hebel aus, der in die im Objektiv liegende Blendenmitnehmerplatte greift.. läßt sich leider nicht mehr verwenden, also muss etwas "erfunden" werden..man beachte den schräg ausgeführten Schlitz..!
Anhang 15805
Und hier die Nase, die vom oben gezeigten Hebel geführt wurde..
Anhang 15806
Und so sieht das Ergebnis meiner Überlegungen aus.. eine Nachbildung dieses Schlitzes im Originalhebel aus einer alten "Geradführung"
Anhang 15808
und mit dem entsprechenden Schlitz versehen..und auf den im Objektiv laufenden Ring, der vorher zur Kopplung mit dem Blendenring aussen diente, befestigt.. komm ich gleich noch zu..
Dieser Schlitz muss genau gearbeitet werden, damit beim Zoomvorgang es nicht zu einer Veränderung der Blendenlamellen kommt. Als Vorlage für die Schlitzbreite wurde das Originalteil genommen und ausgemessen. Der Schlitz wurde mit dem Dremel mit zwei Schnitten gemacht und mit einer Feile passend nachbearbeitet. Ich habe allerdins nicht die Schrägung des Originals nachgebildet, sondern bin starr mit geraden Schnitten vorgegangen. Dadurch hat die Blende nun einen konstanten Schließwinkel, statt sich brennweitenabhängig mit zu verändern.. ließ sich leider mit meinen Mitteln nicht anders machen.. und wäre ein sehr großer Aufwand geworden, den exakten Winkel zu bekommen. Wenn dann nur ein Schnitt daneben geht oder die Richtung nicht stimmt, wäre der Effekt ebenso eingetreten.. Im Zeitalter der DSLR Kameras ist das eh egal, weil ohnehin keine mechanische Übertragung des Blendenwertes an die Kamera erfolgt, sondern nach "kamerainterner Waage" vorgenommen wird. Somit ist die Schrägschlitzung erstmal egal aus meiner Sicht.
Anhang 15807
Dieser Alu Ring ist in so gut wie jedem nFD Objektiv, das ich bisher auseinander genommen habe, zu finden. Er bewegt sich, gekoppelt an den aussen liegenden Blendenring, im inneren des Objektivs mit und steuert da einige Vorgänge, auf die ich aber nicht eingehe...
Dieser Ring bietet sich dazu an, an ihm einen solchen selbstkonstruierten Blendenhebel zu setzen..
1. verfügt der Ring über eine Kopplung an den Blendenring.. er läßt also eine frei platzierbare Verbindung mit dem Plastik des Blendenringes zu..
Dazu müssen jedoch zwei weitere Hindernisse beseitigt werden, die ich in Bildern zeigen und erläutern werde..
da ist zum ersten die Höhe eines dicken Blocks, der die Kopplung zum Blendenringplastik durchführt.. Dazu muss ich etwas weiter ausholen
Wie bereits angedeutet, ist der nFD an das Objektiv mit 4 Schrauben an 3 Stützpunkten verschraubt.. und diese haben eine bestimmte Höhe..
Durch den nun geänderten Mount, ragt aber diese Kopplung an den Blendenring aussen deutlich über die Höhe dieser Stützpunkte hinaus und muss gekürzt werden..
Anhang 15810
Im nächsten Bild sieht man, nachdem der Block gekürzt und damit frei unter der Adapterplatte laufen kann (die im ungekürzten Zustand alles blockieren würde), das dann die Kopplung nur durch einkleben und fixieren zweier kleiner Plättchen an jeder beliebigen Position des Plastik des äußeren Blendenringes vorgenommen werden kann. Damit ist eine exakte Ausrichtung des Schließwinkels der Blendenlamellen von Offenblende bis f22 machbar.
Anhang 15812
Und so sieht es dann unter der Auflage aus..
Anhang 15817
DAmit sind alle Funktionen wieder hergestellt, das Objektiv erreicht unendlich und passt ab 25mm ohne Spiegelschlag an die 5D MK II.
Noch den vorbereiteten M42 Adapter wieder aufschrauben und die Schrauben mit etwas Klebstoff sicher.. und fertig ist das umgebaute Objektiv!
Arbeitszeit des Umbaus bei etwa 8 Stunden.. mit der Herstellung der Teile und der Schleiferei.. also ein strammer Arbeitstag beim ersten Mal..
bei einem weiteren Umbau weiß man ja nun wie es geht und sollte entsprechend schneller machbar sein, weil nun der ungefähre Abtrag klar ist und man die Maschine so darauf einstellen kann. Auch das Besorgen von passenden Schrauben sollte vorher mal gemacht werden und hilft dann deutlich, zeit zu sparen.
Ein Fundus an Teilen ist unbedingt erforderlich, um die entsprechenden Improvisationen durchführen zu können.
Bei weiteren Fragen.. bitte gern hier..
Geeignetes Wetter vorausgesetzt, werde ich noch ein paar Probeschüsse machen und es dann an den Besitzer zurücksenden. Eine Vorstellung überlasse ich aus zeitlichen Gründen dann dem Besitzer.. Viel Spaß damit.
LG
Henry
AW: Canon nFD 24-35/3.5 L Umbaudokumentation
Schoen, dass Du neben der Forumsbetreuung auch mal wieder Zeit fuer so ein interessantes Projekt gefunden hast. Danke fuer die ausfuehrliche Anleitung.
AW: Canon nFD 24-35/3.5 L nach EF Umbaudokumentation
Grandiose Leistung - nach dreimaligem Lesen glaube ich so langsam nachvollziehen zu können welcher Aufwand dahinter steckt. Ich kann nur sagen: Der Besitzer freut sich schon wie Harry auf das Testen... :cool:
AW: Canon nFD 24-35/3.5 L nach EF Umbaudokumentation
Zitat:
Zitat von
Helge
Ich kann nur sagen: Der Besitzer freut sich schon wie Harry auf das Testen... :cool:
Das glaube ich Helge ;-))
LG
Thomas
AW: Canon nFD 24-35/3.5 L nach EF Umbaudokumentation
Bin da auch gespannt Helge ;) - und danke Henry für die interessante Doku.
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AW: Canon nFD 24-35/3.5 L nach EF Umbaudokumentation
Nun lasse ich es mir aber nicht nehmen, doch noch einige sehr knappe Bilder vom heutigen Tage einzustellen. Das Wetter klarte heute für einen kurzen Moment auf und versetzte mich in die Lage, in der Mittagspause ein paar schnelle Kontroll-Schüsse in der Umgebung zu machen.. nix anspruchsvolles, sondern ein nur schnell mal sehen wollen, wie es denn so arbeitet..
Muss sagen, ich bin sehr angenehm überrascht..
bei 24mm..
Anhang 15824
Vollauflösung.. http://digicamclub.de/dunkelnetz.de/...m/img_3765.JPG
bei 35mm..
Anhang 15825
Vollauflösung.. http://digicamclub.de/dunkelnetz.de/...m/img_3766.JPG
~ 30mm
Anhang 15826
Vollauflösung.. http://digicamclub.de/dunkelnetz.de/...m/img_3768.JPG
Anhang 15827
Vollauflösung.. http://digicamclub.de/dunkelnetz.de/...m/img_3782.JPG
Anhang 15828
Vollauflösung.. http://digicamclub.de/dunkelnetz.de/...m/img_3787.JPG
Alle Beispiele sind Offenblendfotos, also bei f3.5 an der 5D MK II aufgenommen
Aus den Bildern ist ersichtlich, das es sich um ein sehr gutes Objektiv aus alten Tagen handelt, das bei 24mm an den Rändern bei Offenblende entsprechende CAs zeigt.
Die Zentralschärfe ist als sehr gut zu bezeichnen.. Die Vignettierung bei Offenblende ist im erträglichen Rahmen. Die tonnenförmige Verzeichnung ist im Rahmen bei 24mm und ich denke mal, der Besitzer wird viel Spaß mit diesem Objektiv aus alten Tagen haben.
Soweit mein erster Schnelleindruck nach dem Umbau. Unten rechts in der Ecke zeigt das Objektiv eine leichte Unschärfe, die in anderen Ecken nicht vorhanden ist.. da müsste nochmal überprüft werden, ob es nun zufällig so war bei dem Motiv oder auch bei anderen Motiven ungleichmäßig nur in der einen Ecke auftritt. Dann wäre es eventuell notwendig (wenn man nicht damit leben kann) eventuell die Gleitlager neu zu machen. Aber in Anbetracht des vermutlich guten Preises, den der Besitzer für diese Objektiv nur zahlen musste, ist das Objektiv in dem Bereich unbedingt zu empfehlen. Eben ein echtes L-Objektiv aus alten Tagen.. mit einem interessanten Brennweitenbereich.
Ich bin schon sehr gespannt auf den ernsthaften Test, für den mir leider im Moment die Zeit fehlt. Das Objektiv ist verpackt und tritt morgen die Rückreise zum Besitzer an..
Viel Spaß damit.
LG
Henry
AW: Canon nFD 24-35/3.5 L nach EF Umbaudokumentation
Nachtrag.. die Bilder wurden ohne die mitgelieferte Streulichtblende gemacht, aber mit aufgesetztem UV Filter von Canon..
LG
Henry
AW: Canon nFD 24-35/3.5 L nach EF Umbaudokumentation
Wow, auf das Wetter bin ich jetzt aber neidisch - bei uns war den ganzen Tag grau in grau. Und die Bilder machen Lust auf mehr. Ich sehe schon, das Vivitar Series 1 24-48 wird es schwer haben, seinen Platz zu verteidigen...
AW: Canon nFD 24-35/3.5 L nach EF Umbaudokumentation
Eine kleine Ergänzung habe ich noch zu dem Problem des hängenden Spiegels an der EOS 5D MkII: Es ist bei mir exakt so wie von Henry beschrieben - das spricht ja eigentlich für die Fertigungstoleranzen bei Canon, dass der Spiegel bei mir auf den Zehntelmillimeter gleich hängenbleibt.
Ich habe mir daraufhin mal die Rücklinsenfassung genauer angesehen. Sie steht nur minimal über die Linse über, aber da der Spiegel nicht in der Mitte hängen bleibt sondern am Rand, ist es möglich, durch Schleifen der Fassung das Problem komplett zu beheben. Allerdings bräuchte man eine verdammt ruhige Hand, um die Linse dabei nicht zu beschädigen:
http://www.abload.de/img/fd24-35_rl_k-12sjnt.jpg
Praktischerweise kann man aber die Rücklinsenfassung abschrauben. Dazu kann man mit einem Messschieber in zwei kleine Löcher in der Fassung greifen. Die Rücklinse bleibt dabei unberührt an Ort und Stelle, zumindest solange man das Objektiv nicht weiter bewegt.
http://www.abload.de/img/fd24-35_rl_k-23ckx6.jpg
Auf diese Weise kann man in aller Ruhe die Fassung abschrägen und zwar dort wo in montierten Zustand "oben" an der Kamera ist:
http://www.abload.de/img/fd24-35_rl_k-4g1kcc.jpg
Wieder festschrauben, ggf. noch schwärzen und fertig. Ergebnis: Nichts hängt mehr, keine Probleme auch bei 24mm.